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Literarische Erörterung Woyzeck zu Außentext Robert Erni

9.3.2023

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1 Von allen Unterdrückungsfaktoren und Peinigern, die Woyzeck zusetzen, ist der
2 gemütliche Hauptmann sicherlich der harmloseste. Dies wi
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1 Von allen Unterdrückungsfaktoren und Peinigern, die Woyzeck zusetzen, ist der
2 gemütliche Hauptmann sicherlich der harmloseste. Dies wi
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1 Von allen Unterdrückungsfaktoren und Peinigern, die Woyzeck zusetzen, ist der
2 gemütliche Hauptmann sicherlich der harmloseste. Dies wi
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1 Von allen Unterdrückungsfaktoren und Peinigern, die Woyzeck zusetzen, ist der
2 gemütliche Hauptmann sicherlich der harmloseste. Dies wi

6 1 Von allen Unterdrückungsfaktoren und Peinigern, die Woyzeck zusetzen, ist der 2 gemütliche Hauptmann sicherlich der harmloseste. Dies wird insbesondere 3 deutlich, wenn man ihn mit einem anderen Angehörigen des Militärs vergleicht: 4 dem Tambourmajor. Während dieser durch die Verführung Maries den 5 Lebensentwurf des armen Woyzeck explodieren lässt, wendet jener keinerlei Gewalt an und greift auch nicht direkt in Woyzecks mühsam aufrechterhaltenes 7 Familienkonstrukt ein. Im Gegenteil: Er verlangt von ihm nicht mehr als eine einfache Dienstleistung und respektiert ihn im Gegenzug dafür. Dadurch hebt er sich auch von der Figur des Doktors wohltuend ab, da er Woyzeck nicht unter Druck setzt und nicht Dinge von ihm verlangt, die Woyzecks körperlich-seelisches Gleichgewicht nachhaltig stören könnten. Der Hauptmann ist selbst Opfer des zynischen Medizinerblicks auf seinen physischen Allgemeinzustand; der Doktor wiederum setzt ihn massiv unter Druck, wenn er in ihm einen Schlaganfall- Kandidaten erkennt und sich schon auf einen interessanten Kasus zu freuen scheint. 8 9 10 11 12 13 14 LITERARISCHE ERÖRTERUNG GEORG BÜCHNER (1813-1837): WOYZECK (1836/1837) Robert Erni: Der Hauptmann - ein Leidender wie Woyzeck (Literaturwissenschaftler, Interpretation, 2020) 15 16 17 19 20 Gleichermaßen vom arroganten Doktor zu wissenschaftlichen Objekten reduziert, können sich Woyzeck und der Hauptmann auf Augenhöhe begegnen. Der 18 Hauptmann vertraut Woyzeck, indem er sich von ihm mit einem Rasiermesser behandeln lässt; Woyzeck seinerseits erscheint in der Rasierszene außergewöhnlich gelassen und bei sich zu sein. In dieser vertrauensvollen 21 Atmosphäre zweier...

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Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, öffnet sich der Hauptmann, erzählt von seinen Sorgen und erteilt Ratschläge und teilt auch seine Erfahrung der Verunsicherung mit ihm, wenn er über 24 Schnelllebigkeit und Vergänglichkeit klagt. Gegenüber dem beim Rasieren souverän und selbstbewusst agierenden Woyzeck ist es sogar viel eher der Hauptmann, der von seinen Ängsten zu irrationalen Handlungen getrieben wird, viel verhetzter und schwächlicher erscheint als Woyzeck, dem er diesen Zustand eigentlich vorwirft. Kurzum: Wie Woyzeck ist auch der Hauptmann Opfer, ohne 29 allerdings jemals Täter zu werden. Er dürfte auf keinen Fall zu denen gezählt 22 23 26 27 28 30 werden, die Woyzecks fatale Mordtat begünstigen. 25 Aufgabenstellung 1. Arbeiten Sie die Argumentation heraus und bestimmen Sie die Position des Verfassers. (30 %) 2. Setzen Sie sich mit der Position des Verfassers auseinander. (70%) Literarische Erörterung zu Robert Erni: Der Hauptmann - ein Leidender wie Woyzeck „Ja, ich sage, es gibt kein Ding, das den Menschen so gleich machen könnte als leiden". Dieser Aphorismus des deutschen Mystikers und Provinzial der Dominikaner Meister Eckhart lässt sich auf die Interpretation des Literaturwissenschaftlers Robert Erni „Der Hauptmann - ein Leidender wie Woyzeck", aus dem Jahr 2020, beziehen. Dieser argumentiert, dass der Charakter des Hauptmanns aus Georg Büchners Dramenfragment "Woyzeck" aus dem Jahre 1836/37 keine Schuld an der Verzweiflungsmordtat des Protagonisten Franz Woyzeck hat. Das Dramenfragment handelt von Franz Woyzeck, einem armen Soldaten. Zusammen mit Marie hat er ein uneheliches Kind namens Christian. Die Familie gehört zur unteren Schicht der Gesellschaft. Um Marie und Christian zu versorgen arbeitet Woyzeck zusätzlich noch für den Hauptmann und für den Doctor, der an Woyzeck wissenschaftliche Experimente durchführt. Marie sehnt sich nach sozialem Aufstieg und sexueller Befriedigung. Der Tambourmajor, dem Woyzeck sowohl materiell als auch physisch unterlegen ist, kann ihr dies bieten und sie lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein. Als Woyzeck von dieser erfährt, kauft er sich ein Messer und ersticht Marie. Robert Erni argumentiert in seiner Interpretation aus dem Jahr 2020, dass der Hauptmann keine Schuld an Woyzecks Verzweiflungstat habe (vgl. Z. 28f). Im Vergleich zu den anderen sei er am harmlosesten (vgl. Z. 2). Laut Erni werden der Hauptmann und Woyzeck vom Doctor gleichermaßen als Objekt behandelt und sie würden sich deshalb auf „Augenhöhe“ (Z.17) begegnen. Der Verfasser macht deutlich, dass sich die beiden seiner Meinung nach miteinander wohlfühlen. Der Hauptmann vertraue Woyzeck mit dem Rasiermesser (vgl. Z.18) und teile mit ihm seine Sorgen und Erfahrungen (vgl. Z. 22f.). Auch Woyzeck agiere beim Rasieren „souverän und selbstbewusst" (Z.25) agieren. Ist der Hauptmann tatsächlich „Opfer" (Z.28) und kann er von seiner Schuld freigesprochen werden, wie Erni meint? Zunächst stellt sich die Frage, was „Leiden" ist. Leid lässt sich als all das verstehen was einen Menschen belastet. Dabei kann ein Mensch sowohl geistig und körperlich als auch sozial leiden. Ein Leidender" spürt meist, bewusst oder unbewusst, Verlust, Frustration, Angst, Trauer oder Verletzlichkeit. Zu Beginn behauptet Erni, dass der Hauptmann Woyzeck, im Vergleich zu anderen, am wenigsten unterdrücke (vgl. Z. 1ff). Für diese These spricht, dass beispielsweise der Doctor Woyzeck nur als Experiment ansieht. Er spricht Woyzeck nur mit „er" an, während Woyzeck ihn formell durchgehend ,Herr Doctor" nennt (vgl. Szene 8). Die Anrede in der dritten Person Singular wird nur verwendet, wenn einem die am Gespräch beteiligte Person untergeordnet ist. Die Degradierung Woyzecks zum Objekt wird auch durch die Erbsen-Diät deutlich (vgl. S.19, Z.18). Er zeigt nur wissenschaftliches Interesse an Woyzeck und kein menschliches Mitgefühl. Hinzu kommt, dass der Doctor Woyzeck auf die Ebene eines Tieres setzt, er bezeichnet ihn als „Bestie" (S.25, Z.8) und nimmt ihm somit jede menschliche Würde. Im Vergleich dazu behandelt der Hauptmann Woyzeck menschlich und bezeichnet ihn sogar als „guter Mensch" (S.17, Z.6). Trotz all dieser Punkte sollte man nicht übersehen, dass auch der Hauptmann Woyzeck negativ behandelt. Denn auch der Hauptmann benutzt die Anrede „er", wenn er zu Woyzeck spricht, während dieser ihn nur als „Herr Hauptmann" (vgl. Szene 5) anspricht. Zudem hat er keinen Respekt gegenüber Woyzeck. Er macht sich über die unverschuldete Dummheit Woyzecks lustig, beispielsweise wenn er meint der Wind sei ,,so was aus Süd-Nord" (S.16, Z.11f) oder wenn er mit seinem Wissen prahlt: ,,macht 360 Monate, und tage, Stunden, Minuten!" (S.15, Z.21f). Des Weiteren argumentiert Erni, dass der Hauptmann wie Woyzeck vom Doctor unmenschlich behandelt werde und sich Woyzeck und deshalb auf „Augenhöhe" begegnen würden (vgl. Z.16f). Der Hauptmann sei selbst Opfer des Doctors (vgl. Z. 11f). Plausibel wird diese These, wenn man bedenkt, dass der Doctor auch gegenüber dem Hauptmann keine Empathie zeigt und ihn ebenfalls entmenschlicht. Der Doctor beleidigt den Hauptmann und diagnostiziert ihn als „aufgedunsen, fett, dicker Hals apoplektische Konstitution" (S.21, Z.16f). Er vergleicht die Verfassung des Hauptmannes mit der einer zum Schlaganfall neigenden Person (vgl. S. 21, Z. 18). Demgegenüber ist jedoch zu bedenken, dass der Hauptmann in keiner Weise darauf angewiesen ist, seinen Körper für Experimente zur Verfügung zu stellen, um zusätzlich etwas Geld zu verdienen. Er steht in keiner Abhängigkeit zum Doctor. Außerdem ist die Beziehung von Woyzeck und Hauptmann von sozialer Hierarchie und sozialer Ungleichheit geprägt, was dazu führt, dass Woyzeck dem Hauptmann unterlegen ist und nicht mit ihm auf „Augenhöhe“ agieren kann. Der Hauptmann ist ein Offizier und ist somit ein Mitglied der herrschenden Klasse. Er hat Macht und Einfluss auf die Gesellschaft und kann somit seinen Willen durchsetzen. Woyzeck hingegen ist ein einfacher Soldat, der aufgrund seiner niedrigen sozialen Stellung auf den Hauptmann angewiesen ist und ihm gehorchen muss. Dies wird deutlich wenn der Hauptmann Woyzeck darauf hinweist, langsamer zu rasieren, da er sonst nicht wisse, was er mit der gewonnen Zeit anfangen soll (vgl. S.15, Z.17ff). Auch der Hauptmann selbst sagt aus, dass Woyzeck aufgrund der Armut nicht seinem Tugendideal entspricht (vgl. S. 16, Z.35). Woyzeck hat dagegen keine andere Möglichkeit, als durch das Leben zu hetzen, um irgendwie Geld zu machen, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Dies widerlegt auch die These, dass die beiden einen vertrauensvollen Umgang teilen da sie beide nicht von den Lebensumständen begünstigt seien (vgl. Z.19f). Auf Grundlage eines solchen gesellschaftlichen Unterschieds kann kein vertrauensvoller Umgang entstehen. Der Hauptmann kommandiert und Woyzeck folgt (vgl. S. 15, Z.17ff). Außerdem übertreibt Erni, wenn er behauptet, dass der Hauptmann „nicht auf der Sonnenseite des Lebens" (Z.21) steht. Denn der Hauptmann erlangt durch seine soziale Stellung viele Vorteile, sodass er sogar jemanden bezahlen kann, ihn zu rasieren (vgl. Szene 5). Auch seine Erzählungen weisen darauf hin, dass ihm seine Arbeit als Hauptmann in Friedenszeiten nicht viel abverlangt. Veranschaulicht wird dies durch seine Aussage, dass er nichts mit der Zeit anzufangen hätte, wenn ihn Woyzeck zu schnell rasieren würde (vgl. S.15, Z.17ff). Auf Woyzeck trifft Ernis These allerdings zu, er ist definitiv nicht von den Lebensumständen begünstigt. Die Mutter seines Kindes, die er nur schwer finanziell unterstützen kann, hat eine Affäre (vgl. Szene 6) und jeder behandelt ihn ohne Respekt und Würde. Der Aussage, dass Woyzeck beim Rasieren „souverän und selbstbewusst" (Z.25) agiere und stattdessen der Hauptmann derjenige sei, der schwächer sei (vgl. Z. 26f), ist ebenfalls nicht zuzustimmen. Erni beschreibt die Szenerie als netten Plausch beim Friseur, was aber nicht der Fall ist. Zunächst einmal lassen sich die Aussagen des Hauptmannes nicht als „Sorgen und [...] Ratschläge" (Z.22) verstehen, wie Erni meint. Sie lassen sich mehr als rhetorische Fragen deuten, da ihm bewusst ist, dass Woyzeck ihm nicht widersprechen würde. Dies nutzt er wiederum aus, um Woyzeck ins Lächerliche zu ziehen (vgl. S.16, Z.14). Woyzecks Verhalten ist alles andere als selbstbewusst, im Gespräch traut er sich zu Beginn nicht seine Meinung zu teilen und antwortet nur kurz auf des Hauptmanns Aussagen (vgl. S.16, Z.14). Nur als der Hauptmann seine Familie angreift, verteidigt Woyzeck diese und widerspricht dem Hauptmann (vgl. S. 16, Z.23ff), aber auch diese Antwort ist zurückhaltend und unsicher. Abschließend lässt sich sagen, dass man den Hauptmann nicht von seiner Schuld freisprechen kann. Wie andere macht er sich über Woyzeck lustig und nutzt seine hohe gesellschaftliche Stellung ihm gegenüber aus. Auch wenn es im Vergleich zu anderen weniger sein mag, bringt jeder Tropfen das Fass ein Stückchen mehr zum Überlaufen. Die Definition von Leid trifft nicht auf den Hauptmann zu, er ist nicht wirklich ein Leidender, während Woyzeck die Attribute des Leidens lebt. Daher sind Ernis Thesen zu einem großen Teil nicht haltbar, denn der Hauptmann und Woyzeck und ihre Leiden sind keineswegs gleichzusetzen. Auch wenn der Hauptmann denkt, er leide, kann er gar nicht ermessen, welchem Leid Woyzeck ausgesetzt ist. Genau wie Erni hat auch Meister Eckhart die sozialen Unterschiede vergessen, die erst dazu führen, dass Woyzeck sowohl psychisch als auch physisch und auch sozial leidet wie keine andere Figur in Woyzecks Dramenfragment.