Die Literatur in der Weimarer Republik 1919-1933 war geprägt von tiefgreifenden gesellschaftlichen und politischen Veränderungen. Diese turbulente Zeit zwischen den Weltkriegen brachte neue literarische Strömungen und Themen hervor.
Die Neue Sachlichkeit entwickelte sich als dominante literarische Bewegung, die sich durch einen nüchternen, dokumentarischen Stil auszeichnete. Schriftsteller wie Erich Kästner, Alfred Döblin und Hans Fallada beschrieben in ihren Werken die harte Realität der Großstadt, soziale Probleme und die Auswirkungen der Modernisierung. Besonders die Großstadtliteratur thematisierte das Leben der einfachen Menschen, Arbeitslosigkeit und die zunehmende Technisierung der Gesellschaft.
Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Rolle der Frau in der Weimarer Republik. Durch das neue Frauenwahlrecht und die zunehmende Berufstätigkeit von Frauen entstanden neue literarische Frauenbilder. Die "Neue Frau" wurde zum Symbol der Moderne - selbstbewusst, unabhängig und mit Bubikopf. Autorinnen wie Irmgard Keun, Marieluise Fleißer und Vicki Baum schrieben über die Emanzipation der Frau und ihre Herausforderungen in der männlich dominierten Gesellschaft. Auch die politische Literatur gewann an Bedeutung - Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky und andere Autoren kritisierten in ihren Werken soziale Missstände und politische Entwicklungen. Die experimentelle Literatur der Avantgarde, besonders der Expressionismus und Dadaismus, prägte ebenfalls das literarische Leben dieser Zeit. Diese vielfältigen literarischen Strömungen endeten abrupt mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933, die viele Autoren ins Exil zwang.