Analyse der vierten Strophe und Gesamtdeutung
Die vierte und letzte Strophe von Andreas Gryphius' "Es ist alles eitel" bildet den Abschluss des Sonetts und führt die Vanitas-Thematik zu ihrem Höhepunkt.
"Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:"
Dieser Vers wiederholt eine Zeile aus der ersten Strophe und schafft so eine zyklische Struktur, die die Unausweichlichkeit und Wiederholung des Verfalls unterstreicht.
Highlight: Die Wiederholung dieses Verses verstärkt die zentrale Botschaft des Gedichts und verleiht ihm eine eindringliche Zirkularität.
"Wo jetzund Städte stehn, wird eine Wiese sein,"
Auch diese Zeile ist eine Wiederholung aus der ersten Strophe. Sie betont nochmals die Vergänglichkeit menschlicher Errungenschaften und die Rückkehr zur Natur.
"Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden."
Der abschließende Vers greift das pastorale Bild vom Anfang des Gedichts wieder auf. Es suggeriert einen Kreislauf von Aufbau, Verfall und Erneuerung, der über die menschliche Zeitspanne hinausgeht.
Definition: Vanitas-Motiv - Ein künstlerisches oder literarisches Thema, das die Vergänglichkeit des Lebens und die Nichtigkeit irdischer Güter zum Ausdruck bringt.
Gesamtdeutung:
"Es ist alles eitel" ist ein klassisches Beispiel für die Vanitas-Dichtung des Barock. Gryphius nutzt eindringliche Bilder und rhetorische Mittel, um die Vergänglichkeit alles Irdischen zu veranschaulichen. Das Gedicht reflektiert die Zeitumstände des Dreißigjährigen Krieges und die daraus resultierende existenzielle Krise.
Die zentralen Themen sind:
- Die Flüchtigkeit menschlicher Errungenschaften
- Die Unbeständigkeit von Glück und Erfolg
- Die Nichtigkeit weltlicher Güter und Bestrebungen
- Die Unvermeidlichkeit des Todes
Example: Die Darstellung von blühenden Städten, die zu Wiesen werden, ist ein kraftvolles Bild für den Vanitas-Gedanken und die zyklische Natur von Aufstieg und Verfall.
Das Gedicht fordert den Leser auf, über die eigene Vergänglichkeit nachzudenken und die Bedeutung weltlicher Bestrebungen zu hinterfragen. Es ist ein Aufruf zur Demut und zur Besinnung auf das Wesentliche im Angesicht der Ewigkeit.
Vocabulary: Memento mori - Lateinisch für "Gedenke des Todes", ein künstlerisches oder symbolisches Mahnmal, das an die Sterblichkeit erinnert.
"Es ist alles eitel" bleibt ein eindrucksvolles Beispiel für die Gedichtinterpretation Barock und zeigt die Meisterschaft von Andreas Gryphius in der Verwendung barocker Stilmittel und Themen.