5. Aufzug
Der fünfte und letzte Aufzug von "Nathan der Weise" bringt alle Handlungsstränge zu einem überraschenden und versöhnlichen Abschluss.
Der Tempelherr erkennt, dass Nathan richtig gehandelt hat, und bereut seinen Verrat. Diese Einsicht zeigt die Entwicklung des Charakters und unterstreicht Lessings Botschaft der Toleranz und Vernunft.
Recha, verzweifelt nach Dajas Enthüllung über ihre Herkunft, fürchtet, ihren Vater Nathan zu verlieren. Saladin versichert ihr, dass dies nicht geschehen wird. Diese Szene betont die Bedeutung der familiären Bindungen über religiöse Grenzen hinweg.
Highlight: Die Angst Rechas, ihren Adoptivvater zu verlieren, zeigt, dass wahre Verwandtschaft nicht auf Blutsbanden, sondern auf Liebe und Fürsorge beruht.
Nathan erhält das erwähnte Buch vom Klosterbruder und klärt schließlich das Geheimnis auf: Der Tempelherr und Recha sind Geschwister. Diese überraschende Wendung löst den Konflikt der verbotenen Liebe zwischen den beiden.
Quote: "Ihr seid kein Stauffen! Heißt Curd von Stauffen nicht; heißt Leu von Filnek." - Nathan zum Tempelherrn
Saladin erkennt, dass der Vater des Tempelherrn und Rechas sein vermeintlich verstorbener Bruder Assad ist. Diese Enthüllung verbindet alle Hauptfiguren in einer großen Familie, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit.
Interpretation: Die Auflösung, dass alle Hauptfiguren miteinander verwandt sind, symbolisiert Lessings Idee der Einheit der Menschheit jenseits religiöser Unterschiede.
Das Drama endet mit einer glücklichen Umarmung der neu entdeckten Großfamilie, die Christen, Juden und Muslime vereint.
Example: Die abschließende Familienszene, in der Angehörige aller drei Religionen vereint sind, ist ein kraftvolles Bild für Lessings Vision einer toleranten Gesellschaft.
Dieser letzte Aufzug bringt die Kernaussage von "Nathan der Weise" auf den Punkt: Die Überwindung religiöser Vorurteile und die Erkenntnis der gemeinsamen Menschlichkeit. Es zeigt, dass die wahre Religion in "Nathan der Weise" die der Menschlichkeit und Nächstenliebe ist, unabhängig von spezifischen Glaubensrichtungen.
"Nathan der Weise" ist auch heute noch lesenswert, weil es zeitlose Themen wie Toleranz, Vernunft und die Überwindung von Vorurteilen behandelt, die in unserer globalisierten Welt von großer Relevanz sind.