Dajas Rolle in Nathan der Weise: Eine kritische Charakteranalyse
Die christliche Gesellschafterin Daja spielt in Lessings Nathan der Weise eine komplexe, wenn auch problematische Rolle. Als Betreuerin der jüdischen Recha verkörpert sie den religiösen Konflikt, der sich durch das gesamte Drama zieht. Ihre Charakterzeichnung offenbart die Spannungen zwischen den Religionen im Jerusalem der Kreuzzugszeit.
Dajas Persönlichkeit ist von inneren Widersprüchen geprägt. Einerseits kümmert sie sich fürsorglich um Recha, andererseits verfolgt sie eigene Ziele, die von religiösem Fanatismus und Manipulation gekennzeichnet sind. Ihre ständige Sehnsucht nach Europa und ihre Ablehnung der multikulturellen Gesellschaft Jerusalems zeigen ihre Unfähigkeit, sich zu integrieren.
Definition: Daja verkörpert als statische Figur den religiösen Fanatismus und die Intoleranz, die Nathan der Weise kritisch beleuchtet. Ihre Charakterentwicklung bleibt im Gegensatz zu anderen Figuren unverändert.
Besonders problematisch ist Dajas illoyales Verhalten gegenüber Nathan, ihrem Arbeitgeber. Ihre antisemitischen und islamfeindlichen Einstellungen sowie ihre Versuche, Recha zum Christentum zu bekehren, stehen im direkten Gegensatz zu den aufklärerischen Idealen des Dramas. Diese Eigenschaften machen sie zu einer negativen, aber dramaturgisch wichtigen Figur.