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Nathan der Weise - II.5.

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Deutsch LK Q1 - Nathan der Weise
29. Apr. 2022
Szenenanalyse: Akt 2, Szene 5
In dem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise", welches im Jahr
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29. Apr. 2022
Szenenanalyse: Akt 2, Szene 5
In dem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise", welches im Jahr
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In dem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise", welches im Jahr
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29. Apr. 2022
Szenenanalyse: Akt 2, Szene 5
In dem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise", welches im Jahr

Deutsch LK Q1 - Nathan der Weise 29. Apr. 2022 Szenenanalyse: Akt 2, Szene 5 In dem dramatischen Gedicht "Nathan der Weise", welches im Jahr 1779 in der Epoche der Aufklärung von Gotthold Ephraim Lessing verfasst wurde, geht es um die Auswirkungen des Religionskonflikts nach den Kreuzzügen auf die zwischenmenschlichen Beziehungen der Zeit. Es handelt von dem reichen Juden Nathan, welcher versucht den Humanitäts- und Toleranzgedanken der Aufklärung unter den anderen Figuren des Dramas zu verbreiten. In diesem Zusammenhang treffen Figuren mit jüdischer, christlicher und muslimischer Glaubensrichtung aufeinander, die teilweise einen Wandel von Verhalten geprägt von religiös begründeten Vorurteilen hin zu interreligiöser Zuneigung durchleben. Zusätzlich werden im Laufe des Dramas die familiären Verhältnisse von Nathans Adoptivtochter Recha aufgeklärt, wobei sich herausstellt, dass es sich bei der Figur des christlichen Tempelherren, welche Zunächst Rechas Geliebter ist, um deren Bruder handelt. Diesen Inhalt vermittelnd ist das Drama in fünf Ankte eingeteilt, in denen der klassische Dramenbau nach Freylag erkennbar ist. Im vorliegenden Textauszug, der fünften Szene im zweiten Akt, wird die Unabhängigkeit des Glaubens von der Volkszugehörigkeit thematisiert: Es treffen zum ersten Mal Nathan und der Tempelherr aufeinander, und es gelingt Nathan die zunächst feindliche Haltung seines Gesprächspartners, die auf der Angehörigkeit Nathans zum Judentum fundiert, in eine begeisterte Freundschaft umschlagen zu lassen. Es ist festzustellen,...

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dass Nathan als kluger Sympathieträger inszeniert wird, der den Tempelherren mit seiner aufgeklärten Wellansicht zum Nachdenken anregt, sodass das Gespräch als erzieherisch charakterisiert werden kann. Der Dramenauszug spielt im zweiten Akt also nach Freytag in der Steigerung der Handlung. Diese Steigerung äußert sich insofern, als dass die verschiedenen Figuren des Dramas in dem Akt aufeinander treffen, ihre Handlungsmotive deutlich werden, und sich die Konflikte des Dramas andeuten, indem die Geldprobleme Saladins thematisiert werden und Nathan den ersten Verdacht bezüglich einer Verwandschaft zwischen Tempelherr und Recha hegt. Vor dem Auszug hat der Tempelherr Recha aus einem brennenden Haus gerettet und sich von da an abweisend gegenüber Nathans Familie und ihrem Dank für die Rettung verhalten. Die Szene schließt direkt an derjenigen an, in der Daja Nathan von der baldigen Ankunft des Tempelherren erzählt, sodass dieser sich dem Gespräch mit Nathan nicht entziehen kann, und leitet durch die Freundschaftsschließung zwischen Nathan und dem Tempelherren einerseits bei Nathan die ersten Sorgen um den echten Namen des Tempelherren und damit dessen Familie ein; und andererseits begründet & sie das erste richtige Treffen nach der Rettung zwischen Recha und dem Tempelherren, bei welchem diese beiden Gefühle füreinander entwickeln. Das gesamte Drama spielt in Jerusalem, welche eine historisch sehr bedeutsame Stadt ist und noch heute eine gewaltige Relevanz für jede der drei monotheistischen Weltreligionen birgt - in dieser Stadt steht demnach auch Nathans Haus, vor welchem die vorliegende Szene stattfindet, wo es an die Palmen stößt" (S.47). Dieser Ort für die Szene fungiert als Symbol für Nathans Einflusssphäre: Nathans eigenes Haus ist praktisch dessen Territorium, in welches sich der Tempel- ritter begibt und wie eine Fliege im Spinnennetz von Nathans Einfluss eingefangen wird - hierbei ist allerdings zu beachten, dass dieser Einfluss aus aufklärerischer Sicht sehr gut ist, und dieser Ort deshalb nicht als Falle für den Tempelherren in die Fänge von Nathans Einfluss angesehen werden darf, sondern konträr dazu ganz im kantischen Sinne als Ort des „Ausgang[s] des [Tempelritters] aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit", da er durch dieses Gespräch mit Nathan den ersten Schritt hin zur Emanzipation aus den Ketten der religiösen Vorurteile macht. Deutsch LK Q1 - Nathan der Weise 29. Apr. 2022 Ebenfalls wird die These, dass der Tempelritter in der Szene unter den Einfluss Nathans gerät dadurch geprägt, dass Nathan zuvor noch keine Gelegenheit hatte, mit dem Tempelritter zu sprechen, weil er erst kurz zuvor geschäftlich unterwegs war und der Tempelherr zur Zeit seiner Heimkehr unterwegs war, um Pilger zum Sinai zu geleiten: Nathan selber wurde bisher also von unfreundlichen Abweisungen von Seiten des Tempelherrs verschont, mit welchen Daja an seiner statt umgehen musste. Nathan weiß also schon vor dem Beginn des Gespräches von der zu erwartenden Abneigung, die ihm entgegengebracht werden wird, da Daja ihm ihre Erfahrungen mit dem Christen geschildert hat, während dieser keine Ahnung von Nathans Gedankengut und seinem Umgang mit Menschen hat. Nathan hat sich also von vornherein vergenommen, sich nicht von dem Tempelherren abweisen zu lassen - dies sagt er schon explizit in Akt eins zu Daja, indem er äußert, er, find[e] [..] ihn gewiss; und bring[e] ihn her" (S.11 V. 160 f.). Ein weiteres Indiz für die dominante Ausgangslage Nathans in dem Gespräch ist, dass er mehr Informationen über die Situation hat, als sein Gesprächs- partner - so weiß er nicht nur, im Gegensatz zu dem Tempelritter, zu Beginn des Gespräches mit wem er redet; sondern ist sich auch dessen bewusst, dass Daja und Recha die Unterredung versteckt in Nathans Haus durch ein Fenster, aus dem [sie] sie bemerken können" (S.49 V. 189 f.) mitverfolgen, während der Tempelherr in völligem Unwissen darüber bleibt. "1 " Die Szene ist als Dialog gestaltet, da Nathan und Tempelherr in diesem Gedankenaustausch voneinander lernen und sich ein Bild von den Ansichten des jeweils anderen machen können, allerdings sind in dem Dialog kurzzeitige innere Monologe aufzufinden, die die Gefühlslage der Figuren erläutern. Der Dialog ist in sechs Phasen einzuteilen, in denen der Tempelherr immer mehr von den Worten und der Freundlichkeit Nathans überzeugt wird, bis am Ende die begeisterte Freundschaftsschließung stattfindet: Zu Beginn der Szene sind die Wortbeiträge des Tempelherren sehr kurz angebunden und schroff, sodass er zum Beispiel die Äußerung Was, Jude? Was?" (S.49 V. 1200) tätigt, mit dem unverblümten Hintergedanken Nathan direkt wieder loswerden zu wollen. Die zweite Phase beginnt dann damit, dass der Christ in seinem Gegenüber den Vater eben jener Jüdin erkennt, die er aus den Flammen gerettet hat (vgl. 5.50 V. 1208) - hier werden die Wortbeiträge des Retters von Recha zwar länger, aber seine Haltung keineswegs freundlicher oder offener. Einen Wandel in der Haltung des Tempelherren gibt es erst in der dritten Phase, in der der Tempelherr auf ein materielles Angebot Nathans eingeht und mit den Worten,, Nun gut, das will ich auch nicht ganz verreden" (S.50 V. 1235) ganz eindeutig seine strikte Ablehnung gegen die Vorschläge Nathans verliert. Dass das Ablegen der Abneigung nicht mehr bloß von materieller Natur ist, verändert sich dann in der vierten Phase, in der der Tempelherr auch die Anrede von Jude" zu „Nathan" wechselt (vgl. S.51 V. 1268 ff.). In der nächsten Dialog-Phase wandelt sich der Dialog zu einer Diskussion über die Menschlichkeit und dessen Unabhängigkeit von der Volkszugehörigkeit, in welchem sich die Gesprächspartner letztendlich als Gleichgesinnte ansehen und so in der sechsten Phase begeistert Freundschaft schließen. Zu Beginn der Szene ist Nathan alleine mit der Gewissheit der baldigen Ankunft des Tempelherren und hält einen kurzen Monolog über seine Gefühlslage das anstehende Gespräch betreffend. Hierbei ist festzustellen, dass sich Nathan des Tempelherrs ,[flast scheu[e]" (S.49 v. 1191) und er ihn verlegen" (S.49 V. 1193) mache. Nathan hat noch nicht zuvor mit dem Christen gesprochen, sondern bisher nur Berichte von 1 Dajas Erfahrungen der Entwicklung des zu diesbezüglich gehört - er hat dementsprechend wenig Ahnung bezüglich erwartenden Gesprächs und fühlt sich etwas unwohl, weil er sich des Erreichens seiner Ziele den Tempelherren für Recha zu gewinnen und ihm Toleranz beizubringen nicht vollends sicher sein kann. Außerdem nennt der Protagonist des Dramas Seine Gedanken über das äußere Erscheinungsbild des Tempelherren, sobald dieser während Nathans Deutsch LK Q1 Nathan der Weise 29. Apr. 2022 Monolog in dessen Sichtfeld gelangt: Ihm ist der Christ direkt sympathisch und er erkennt einen weichen Kern in der harten Schale des Ankömmlings (vgl. S.49 v. 1197). Dem Zuschauer des Stücks werden an dieser Stelle schon Indizien dafür geliefert, dass Nathan seinen zukünftigen Gesprächspartner für seine Zwecke gewinnen werden wird, da die Menschenkenntnis des jüdischen Geschäftsmanns hervorsticht und er dem Christen nicht abgeneigt. Zu sein scheint. Mit der Parenthese, Wo sah ich doch dergleichen?" (S.49 V. 1198) deutet sich das Wiedererkennen Nathans von einer ihm bekannten Person in dem Tempel- herren an - dass es sich bei diesem um den ehemaligen Freund und Waffenbruder Nathans Wolf von Filnek" handelt, der ebenfalls der leibliche Vater des Tempelritters ist, wird dem Zuschauer allerdings erst gegen Ende des Stücks offenbart. Trotzdem ist hier schon der Ausgangspunkt von Nathans Verdacht bezüglich eines großen familiären Hintergrundes bei dem Tempelherren erreicht - Wenn auch nur unterbewusst, so ist dies doch ein Aspekt, der durch das Erfahren des echten Namens des Tempelritters zwei Szenen später zu einem bewussten, wenn auch nicht sicheren, Verdacht Nathans führt. Im Anschluss an diesen Monolog folgt die erste Phase des Dialogs zwischen Nathan und Tempelherr, in der der Zweitgenannte nur in knappen elliptischen Sätzen antwortet. Die beiden auftretenden Figuren werden hier mit höchst unterschiedlichem Verhalten charakterisiert: Während Nathan gelassen und klug wirkt und eine erstaunliche Empathie beweist, indem er dem Tempelritter trotz des unfreundlichen Verhaltens ihm gegenüber höflich entgegentritt und sich durch Phrasen wie ,, Dass ich mich untersteh Euch anzureden" (S.49 v. 1200) als ihm unterlegen präsentiert, um die Zuneigung des Christen zu erhalten; wirkt der Tempelherr eher unhöflich und intolerant, was sich auch durch die Vorurteile äußert, die er gegen Juden hegt und dadurch deutlich wird, dass er Nathan nicht nach dessen Namen fragt, sondern ihn stattdessen einfach mit Jude" anspricht (vgl. S.49 v. 1199). Die rhetorische Frage, Kann ich's wehren?" (S.49 v. 1200) verdeutlicht die Abneigung des Tempelherren dem Juden gegenüber und sein Unwillen sich mit ihm zu unterhalten. Nachdem die Figuren so aufeinander wirken konnten, beginnt die zweite Phase des Gesprächs, indem der Tempelherr Nathan als den Vater der von ihm geretteten Jüdin identifiziert, nachdem Nathan ihm bedeutet, er habe sich ihm auf ewig [...] verbunden" (5.49 v. 1204). In diesem Zusammenhang möchte Nathan seinem Gesprächspartner für die Rettung Rechas danken, was dieser allerdings nicht annehmen will und seine Tat stattdessen herunterspielt und es lediglich als der Tempelherren Pflicht" (S.50 v. 1213) betrachtet, Leben zu retten. Dabei versucht er Nathan davon zu überzeugen, dass ihm die Person, die durch ihn gerettet wurde, gänzlich egal sei, und vermittelt Nathan ein in dessen Sicht abscheulich [es]" Bild von sich selber (vgl 5.50 v. 1221). "1 Die Abscheulichkeit der Worte hält Nathan allerdings nicht davon ab mit Hochachtung von dem Tempelherren zu sprechen und die tiefe Schuld zu belonen, in der er bei seinem Gesprächspartner stehe - um dies zu verdeutlichen nutzt Lessing eine Metapher, indem der Tempelherr von Nathan als bescheidne Größe" betitelt wird, welche sich hinter das Abscheuliche [flüchte], um der Bewunderung auszuweichen" (S.50 v. 1222 ff.). Mit Hilfe des Parallelismus Aber wenn sie so das Opfer der Bewunderung verschmäht, was für ein Opfer denn verschmäht sie minder?" (S.50 V. 1224 ff) erklärt Nathan, dass er dem Tempelherren unbedingt seinen Dank zollen möchte, und er akzeptiert, dass der Christ diesen niemals in Form von Bewunderung annehmen wird: Somit zeigt sich erneut die Menschenkenntnis Nathans und die nächste Phase dem Tempelherren Toleranz beizubringen ist eingeleitet. "1 Deutsch LK Q1 - Nathan der Weise 29. Apr. 2022 Der Tempelherr geht das erste Mal wirklich auf den Dank Nathans ein, sobald dieser materiellen Dank anbietet und dem Retter seiner Tochter anbietet „Seinen Reichtum [zu]n[u]tzen" (S.50 v. 1234). Der Tempelherr Lenkt ein und bringt die Sprache auf seinen teils verbrannten Mantel, den er irgendwann werde ersetzen müssen Dass der Gesprächgegenstand seines Mantels als eigentlicher Wendepunkt der Unterhaltung dienen wird, ahnt er an dieser Stelle noch nicht. Dieser wird allerdings stark hervorgehoben, da der bisher nur verbale Dialog zum ersten Mal von einer Regieanweisung unterbrochen wird: ,, Nathan: (der nach dem Zipfel greift und ihn betrachtet)" (S.51), nachdem der Tempelritter ihm den „garst'gen Fleck" (S.51 v. 1244), an dem der Mantel bei der Rettungsaktion verbrannt ist, gezeigt hat. Hier abstrahiert Nathan den Mund des Tempelherren und den Flecken des Mantels (vgl. S. 51 V. 1247 ff.), und bringt zum Ausdruck, wie gut und ehrenvoll die Tat gewesen sei, und wie schlecht er damit verbal umginge. Die Metapher der fallenden Träne (vgl. S.51 V. 1251) die Nathan auf den Mantelfleck habe fallen lassen, steht für die Rührung in die ihn der Anblick dessen, was die Heldentat des Christen symbolisiert, gebracht hat. In einem inneren Gedankengang äußert der Retter die Verwirrung, die dieser Jud"" bei ihm auslöse (S.51 v. 1252 f.) - Es wird die Überraschung des Tempelritters über die freundliche und menschliche Art des jüdischen Protagonisten zum Ausdruck gebracht. Wie signifikant dieser Wendepunkt eigentlich ist, wird dadurch unterstrichen, dass der Tempelherr seine Anrede für Nathan verändert, und diesen nun nicht mehr bloß als Juden anspricht, sondern ihn bei seinem Namen - Nathan-nennt (vgl. S.51 V. 1259). Im Anschluss daran leitet Nathan die nächste Phase des Toleranzlernens des Tempelherren ein, indem er den aufklärerischen Gedanken aufwirft, dass die Menschlichkeit über die Volkszugehörigkeit zu stellen sei und alle Länder gute Menschen [trügen]" (S.52 v. 1274). Über diesen Gedanken beginnen beide Gesprächsteilnemenden in eine aufklärende Diskussion zu verfallen, in der ihre gemeinsame religiöse Grundauffassung als Grundbaustein ihrer sich entwickelnden Freundschaft fungiert: Nathan nutzt die Metapher des Waldes, in der mittelgroße Bäume gemeinsam in einem Wald wachsen können, wenn sie sich gegenseitig nicht beim Wachsen behindern. Diese Metapher wurde von Lessing in einem Trikolon verfasst, der eine Anapher mit sich bringt, indem die einzelnen Teilsätze jeweils mit „Nur muss" beginnen (S.52 v. 1283 ff.). Hier erzieht Nathan den Tempelritter insofem, als dass er ihn darüber aufklärt, dass Menschen jeder Volkszugehörigkeit gemeinsam leben können und sollten, und sich dabei nicht für etwas Besseres halten sollten. und von An diesen Gedanken knüpft der Tempelritter an, indem er über den Ursprung der überhöhung der religiosen Zugehörigkeit philosophiert. Dabei vertritt er die Meinung, dass der religiöse Stolz, nur die eigene Glaubensrichtung habe den richtigen Gott, verachtenswert sei den Juden, auf Christ und Muselmann vererbt [..] worden sei (S.52 V. 1994). Im Anschluss daran bezieht sich der Tempelherr auf die Kreuzzüge und sagt, in dieser Zeit sei die starke Überzeugung seiner eigenen Religion metaphorisch sichtbar in ihrer Schwärzesten Gestalt" (5.53 v. 1300) -er äußert also seine negative Meinung über Gewalt, die aus religiöser Überzeugung resultiert. In der Erwartung mit dieser Einstellung nicht mit Nathan einer Meinung zu sein, will der Tempelherr gehen (vgl. S.53), was er allerdings nicht macht, weil Nathan ihm zustimmt und damit die letzte Phase der Freundschaftsschließung einleitet. Deutsch LK Q1 - Nathan der Weise Nathan ist dem Tempelherren sehr freundlich gegenüber eingestellt und stellt die rhetorischen Fragen "Sind wir unser Volk? Was heißt denn Volk?" (S.53 V. 1308) - damit geht er nochmal direkt auf die Trennung zwischen dem Menschen und seinem Volk ein, womit er noch einmal an die Wald-Metapher anknüpft. Der Tempelherr macht deutlich, dass Nathan diesbezüglich einen Gleichgesinnten in ihm gefunden habe, und verstärkt dies durch die Wiederholung, das habt Ihr, Nathan! Das habt Ihr!" (S.53 v. 1313 f.). 29. Apr. 2022 4 Nach diesem aufklärerischen und höchst emotionalen Gespräch sagt der Tempelherr explizit, dass er sich dafür schäme, Nathan einen Augenblick verkannt zu haben" (S.53 v. 1315) - ihm wird hier deutlich, dass er sich Nathans Familie und deren Bemühungen mit ihm in Kontakt zu treten nicht hätte entziehen sollen, und seine Vorurteile gegenüber all jenen, die dem jüdischen Glauben angehören, unberechtigt gewesen seien. An dieser Stelle wird die erzieherische Wirkung der Worte Nathans besonders deutlich, da sie zu einem signifikanten Sinneswandel in dem Gedankengut des Tempelritters zu Gunsten der Aufklärung geführt haben. Durch die Wiederholung des Wortes müssen" in dem Ausruf „Nathan, ja, wir müssen, müssen Freunde werden" (S.53 V. 1319) wird das Ausmaß des Sinneswandels deutlich: Es führt zu einer enthusiastischen Freundschaftsschließung zwischen Christ und Juden. " Indem Nathan die Unterredung am Ende noch einmal auf Recha lenkt und ankündigt, dass sich [s]eine Recha freuen [werde]" (S.53 V. 1320) wird das primäre Leitmotiv Nathans bei diesem Gespräch deutlich: Er möchte den Tempelherren für seine Tochter gewinnen. " In diesem Zusammenhang spricht der Protagonist auch von eine[r] heitre[n] Ferne [, die] sich [s] einen Blicken [aufschließe]" (S.53 V.1321f.) womit er auf eine mögliche Heirat zwischen Recha und Tempelherr anspielt. Die Szene wird durch das Auftreten Dajas beendet, die aus Nathans Haus zu ihnen trifft. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Szene von größter Wichtigkeit für die Entwicklung der Figur des Tempelherren ist, da er durch Nathans erzieherische Beeinflussung den ersten Schritt zur Aufklärung macht und sich von religiösen Vorurteilen emanzipiert. Für das gesamte Stück hat die Szene auch eine immense Bedeutung, da sie ausschlaggebend für die Entwicklung der Beziehung zwischen Tempel- herr und Recha ist und zusätzlich ein Paradebeispiel für interreligiöse Freundschaftsschließung darstellt. Ich kann meine Deutungshypothese also verifizieren, müsste allerdings noch die Wichtigkeit der Szene für das dramatische Gedicht ergänzen. Lessings Stück passt durch Szenen wie diese perfekt in die Epoche der Aufklärung und schafft es aufklärerischer Gedanken im Sinne Kants zu inszenieren. Nathan als Personifizierung der Vermittlung Deutsch LK Q1₁ - Nathan der Weise 29. Apr. 2022 Weiterführender Schreibauftrag „Der größte Fehler, den man bei der Erziehung zu begehen pflegt, ist dieser, dass man die Jugend nicht zum eigenen Nachdenken gewöhnet. [...].. →→ Erläutere den Erziehungsleitsatz lessings und erkläre, inwieweit er Nathan in der vorliegenden Szene nach diesem Grundsatz handeln lässt! Gotthold Ephraim Lessing war ein bedeutender Dichter der Aufklärung und Verfasser des dramatischen Gedichts, Nathan der Weise", der sich an den Erziehungsgrundsatz hielt, man müsse der Jugend bei der Erziehung das eigene Nachdenken angewöhnen. Damit ist gemeint, dass Menschen nur dann aufgeklärt werden könnten, wenn sie auch selbstständig denken und nicht bloß Wissen aufgezwungen bekom- men, welches sie ohne Reflektion als richtig anerkennen sollen: Erst durch eigenes Nachdenken könne der Mensch im kantischen Sinne aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit ausbrechen, und sich von den Ketten der Gesellschaft emanzipieren. Das verallgemeinernde man" drückt aus, dass dieser Erziehungsfehler - die Aufzuklärenden nicht selber denken zu lassen - den gesellschaftlichen Normzustand darstellt. In der vorliegenden Szene nimmt Nathan die Rolle des Aufklärers ein, der den Tempelherren in einem erzieherischen Gespräch über die Unabhängig- keit zwischen Menschlichkeit und Volkszugehörigkeit aufklärt. Hierbei lässt Lessing Nathan eindeutig nach diesem Erziehungsgrundsatz handeln: Nathan zwingt seinem Gesprächspartner seine aufklärerischen Gedanken nicht einfach auf, sondern animiert ihn zum selber Denken - andernfalls hätte der Tempelritter seine strikte streng-religiöse Haltung vermutlich niemals fallen lassen und er hätte die Freundschaft mit Nathan wahrscheinlich nie geschlossen, was fatale Auswirkungen auf den Rest des Stückes hätte Nathans Handeln nach diesem Leitgedanken äußert sich zum einen durch das Stellen rhetorischer Fragen, die bestimmte Auffassungen des Tempelritters anzweifeln und diesen so zum Nachdenken anregen: So fragt Nathan zum Beispiel nach, ob das moralisch richtige Handeln, wie etwa eine Sterbende vor dem Tod zu bewahren, nur Tempelherren gelte, ob es bloß gelten sollte, und ob dies nur durch die Ordensregeln zu begründen sei (vgl. S.52 v. 1271 f.). Zusätzlich geht Nathan auf die Fragen des Tempelherren ein und animiert ihn dadurch weitere zu stellen, was wiederum eigenständiges Denken erfordert: Beispielsweise antwortet er auf die Frage nach einem Unterschied zwischen Menschen unterschiedlicher Voluszugehörigkeiten mit ,, Ja wohl! An Farb, an Kleidung, an Gestalt verschieden. "(S.52 v. 1275 f.), wodurch der Tempelherr sich Gedanken darüber macht, worin sie nicht verschieden sind in ihrer Menschlichkeit. Des Weiteren bringt Nathan dem Christen die Toleranzgedanken auch nicht einfach nur stumpf bei, sondern nutzt sprachliche Bilder, wie etwa die Wald-Metapher (S.52 v. 1278 ff.), sodass der Tempelherr dazu gezwungen wird, selbstständig zu denken, um den humanen Gedankengang Nathans nachvollziehen zu können. Nathan der Weise verkörpert also tatsächlich einen weisen Mann, der die humanitären Toleranzgedanken der Aufklärung nicht nur kennt, sondern auch zu vermitteln weiß, und dabei nach Lessings Leitgedanken der Aufklärung handelt.