"Nathan der Weise" ist eines der bedeutendsten Werke der deutschen Aufklärung, das die zentrale Botschaft der religiösen Toleranz und Humanität vermittelt.
Das Drama von Gotthold Ephraim Lessing spielt im Jerusalem des 12. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte des jüdischen Kaufmanns Nathan, der seine adoptierte Tochter Recha christlich erzieht. Die Kernaussage von Nathan der Weise zeigt sich besonders in der berühmten Ringparabel: Alle Religionen - Judentum, Christentum und Islam - sind gleichwertig und keine kann den absoluten Wahrheitsanspruch für sich erheben. Die Ringparabel verdeutlicht die aufklärerischen Ideale von Vernunft, Toleranz und der Überwindung religiöser Vorurteile.
Die wichtigsten Merkmale der Aufklärung in "Nathan der Weise" sind der Vernunftgedanke, die Forderung nach religiöser Toleranz und die Betonung der gemeinsamen Menschlichkeit über konfessionelle Grenzen hinweg. Die Hauptfiguren - Nathan (Jude), Saladin (Muslim) und der Tempelherr (Christ) - repräsentieren die drei monotheistischen Religionen und finden durch Vernunft und Dialog zueinander. Die Figurenkonstellation ist dabei so angelegt, dass am Ende alle Charaktere durch verwandtschaftliche oder freundschaftliche Bande verbunden sind, was die universelle Botschaft der Menschlichkeit unterstreicht. Das Werk steht exemplarisch für die Epoche der Aufklärung und deren Ideale: Vernunft statt blindem Glauben, Toleranz statt Fanatismus und die Überzeugung von der grundsätzlichen Gleichheit aller Menschen.