Kritische Würdigung von Zimmers Position
Zimmers Kritik an der Sapir-Whorf-Hypothese erscheint in vielen Punkten nachvollziehbar. Seine Metapher, dass Menschen "nicht in ihre Sprache eingesperrt" sind, gewinnt besonders in unserer globalisierten Welt an Überzeugungskraft, wo tägliche Kommunikation über Sprachgrenzen hinweg stattfindet.
Der Vergleich unterschiedlich verwandter Sprachen zeigt jedoch Grenzen in Zimmers Argumentation. Während sich romanische Sprachen wie Spanisch, Italienisch und Französisch grammatikalisch stark ähneln, bestehen zwischen Deutsch und beispielsweise Arabisch oder Chinesisch fundamentalere Unterschiede. Dies lässt die Frage offen, ob nicht doch gewisse Denkweisen sprachlich bedingt sein könnten.
Prüfungstipp: Die Gegenüberstellung der Sapir-Whorf-Hypothese mit Zimmers Kritik eignet sich hervorragend für Erörterungen im Deutsch-LK. Zeige dabei beide Perspektiven auf und untersuche konkrete Beispiele wie kulturspezifische Begriffe oder grammatikalische Besonderheiten verschiedener Sprachen.
Bei kulturspezifischen Konzepten ist Zimmers teilweise Zustimmung zur Sapir-Whorf-Hypothese besonders relevant. Die Schwierigkeit, abstrakte oder kulturell verankerte Begriffe zu übersetzen, zeigt Grenzen sprachlicher Äquivalenz. Dennoch spricht die erfolgreiche Übersetzung komplexer Texte wie der Bibel in nahezu alle Weltsprachen für Zimmers Grundposition: Verschiedene Sprachen führen nicht zwangsläufig zu grundlegend verschiedenem Denken.
Vor dem Hintergrund zunehmender interkultureller Vernetzung und globaler Kommunikation wirkt Zimmers Position aus dem Jahr 2008 heute noch überzeugender. Die wachsende Verständigung über Sprachgrenzen hinweg deutet darauf hin, dass Menschen tatsächlich nicht in ihren sprachlichen Weltbildern gefangen sind.