Differenzierte Betrachtung des linguistischen Relativitätsprinzips
Zimmer lehnt die Sapir-Whorf-Hypothese nicht vollständig ab, sondern erkennt Teilaspekte an. Er stimmt zu, dass bei abstrakten Begriffen keine vollständige sprachliche Übereinstimmung existiert und dass kulturelle Begriffe oft unübersetzbar sind – was für eine gewisse sprachliche Relativität spricht.
Der Autor argumentiert, dass das Denken leichter fällt, je mehr Ausdrucksmittel zur Verfügung stehen. Diese Aussage unterstützt indirekt die Hypothese, dass Sprache das Denken beeinflusst, ohne jedoch zu behaupten, dass sie es determiniert. Zimmer bleibt bei seiner Grundposition: Verständigung zwischen verschiedenen Sprachen ist möglich, wird aber mit zunehmender Abstraktheit der Begriffe schwieriger.
In seiner Argumentation nutzt Zimmer zahlreiche Metaphern, um komplexe linguistische Zusammenhänge verständlich zu machen. Besonders eindrucksvoll ist sein abschließendes Zitat des Linguisten Ronald Langacker, der die Analyse der Beziehung zwischen Sprache und Denken mit dem Versuch vergleicht, "eine Wolke zu umarmen" – ein Bild, das die Schwierigkeit dieser Forschung verdeutlicht.
Zimmers Text zeigt, dass die Debatte um das linguistische Relativitätsprinzip nicht mit einfachen Ja/Nein-Antworten zu lösen ist. Stattdessen plädiert er für eine nuancierte Betrachtung, die sowohl universelle Grundlagen aller Sprachen als auch kulturelle Besonderheiten berücksichtigt.