Die Schachnovelle von Stefan Zweig ist eines der bedeutendsten Werke der deutschen Exilliteratur der Epoche des Nationalsozialismus.
In dieser psychologisch komplexen Erzählung treffen zwei gegensätzliche Schachspieler aufeinander: Der weltmeisterliche, aber ungebildete Mirko Czentovic und Dr. B, ein kultivierter Anwalt, der während seiner Gefangenschaft durch die Gestapo das Schachspiel als Überlebensstrategie nutzte. Der Ich-Erzähler beobachtet auf einer Schiffsreise nach Buenos Aires die dramatische Konfrontation dieser beiden Charaktere. Während Czentovic durch seine mechanische, gefühllose Spielweise charakterisiert wird, zeigt Dr. B die traumatischen Folgen seiner Isolationshaft, in der er durch das imaginäre Schachspiel seinen Verstand zu bewahren versuchte.
Die Zusammenfassung der Handlung zeigt, wie Dr. B zunächst zusammen mit dem amerikanischen Geschäftsmann McConnor gegen Czentovic antritt und gewinnt. Im entscheidenden Einzelspiel zwischen Dr. B und Czentovic offenbart sich jedoch Dr. B's psychische Zerrüttung. Die Interpretation des Endes verdeutlicht die zerstörerische Wirkung der nationalsozialistischen Gewalt auf die menschliche Psyche. Der Aufbau der Novelle ist durch eine Rahmenhandlung gekennzeichnet, die geschickt die Vorgeschichte Dr. B's mit der gegenwärtigen Handlung verwebt. Die verschiedenen Deutungsebenen der Analyse reichen von der individuellen psychologischen Studie bis zur politischen Parabel über den Widerstand gegen totalitäre Systeme. Das Erscheinungsjahr 1942 markiert dabei Zweigs letztes vollendetes Werk vor seinem Freitod im brasilianischen Exil.