Spracherwerbsmodelle und Mehrsprachigkeit
Beim Spracherwerb gibt es drei wichtige Spracherwerbsmodelle, die unterschiedlich erklären, wie Kinder Sprache lernen. Das behavioristische Modell von Skinner behauptet, dass Sprache durch Imitation und Verstärkung gelernt wird. Kinder ahmen ihre Eltern nach und werden bei richtiger Imitation belohnt.
Das nativistische Erklärungsmodell von Chomsky und Pinker geht davon aus, dass die Grundlagen zum Spracherwerb angeboren sind. Die sogenannte Universalgrammatik ist bei allen Menschen gleich. Interessanterweise können Kinder nach dieser Theorie neue sprachliche Strukturen bilden, ohne sie vorher gehört zu haben.
Das epigenetische Modell nach Szagun kombiniert beide Ansätze: Zwar sind die Grundlagen angeboren, aber der Erwerb erfolgt durch soziale Interaktion. Kinder konstruieren selbst sprachliche Regeln und filtern wichtige Informationen heraus. Hier spielt das Feedback aus der Umwelt eine unterstützende Rolle.
💡 Wichtig zu verstehen: Ist der Spracherwerb genetisch bedingt? Die Antwort ist nicht schwarz-weiß! Die verschiedenen Spracherwerbstheorien zeigen, dass sowohl angeborene Faktoren als auch Umwelteinflüsse zusammenwirken.
Mehrsprachigkeit bei Kindern bringt viele Vorteile mit sich: Frühes Erlernen mehrerer Sprachen führt zu stärkeren neuronalen Verbindungen, besserer Aussprache und erleichtert das spätere Erlernen weiterer Sprachen. Es kann sogar Altersdemenz vorbeugen und fördert den Intellekt sowie die Reflexion über sprachliche und kulturelle Bedeutungen.
Es gibt jedoch auch Herausforderungen: Eine mögliche "doppelte Halbsprachigkeit" bei Einwandererkindern bedeutet, dass keine der Sprachen vollständig beherrscht wird. Auch die potenzielle Überforderung der Kinder ist ein häufig diskutierter Nachteil bei Mehrsprachigkeit.