Interaktive Spracherwerbstheorie nach Jerome Bruner
Der amerikanische Psychologie-Professor Jerome Bruner entwickelte eine wegweisende Theorie zum Spracherwerb, die sich deutlich von klassischen Ansätzen wie dem Behaviorismus Spracherwerb und dem Nativismus Spracherwerb unterscheidet. Seine Theorie betont die zentrale Rolle der Interaktion zwischen Erwachsenen und Kindern beim Spracherwerb.
Definition: Der pragmatische Ansatz nach Bruner versteht Spracherwerb als kommunikativen Prozess, bei dem nicht nur grammatikalische Strukturen, sondern vor allem die Vermittlung von Absichten im kulturellen Kontext erlernt werden.
Im Gegensatz zum Nativismus Spracherwerb, der von einem angeborenen Spracherwerbsmechanismus (LAD) ausgeht, betont Bruner die aktive Rolle der Erwachsenen. Diese fungieren nicht nur als passive Sprachmodelle, sondern schaffen ein "Language Acquisition Support System" (LASS). Dieses Unterstützungssystem zeichnet sich durch eine präzise Feinabstimmung aus: Eltern passen ihr Sprachniveau sensibel an den Entwicklungsstand des Kindes an und ermöglichen so optimale Sprachentwicklung Kinder.
Beispiel: In alltäglichen Routinesituationen wie dem gemeinsamen Bilderbuchlesen stimmen Eltern ihre Sprache auf das Verständnisniveau des Kindes ab. Sie vereinfachen komplexe Sätze, wiederholen wichtige Begriffe und reagieren unmittelbar auf die sprachlichen Äußerungen des Kindes.
Die Theorie hebt besonders die Bedeutung von "Formaten" hervor - vertrauten, routinierten Situationen, in denen Kinder trotz ihrer noch eingeschränkten Verarbeitungskapazität den Kontext verstehen können. Diese strukturierten Interaktionen bilden das Fundament für den erfolgreichen Spracherwerb und die Entwicklung kommunikativer Kompetenzen.