Abschluss und Reflexion
Die Kurzgeschichte "Streuselschnecke" von Julia Franck endet mit dem Tod des Vaters, als die Tochter 17 Jahre alt ist. Die Protagonistin besucht die Beerdigung in Begleitung ihrer jüngeren Schwester, während ihre Mutter nicht erscheint. Die Abwesenheit der Mutter wird damit begründet, dass sie vorgibt, beschäftigt zu sein und den Vater nicht genug gekannt oder geliebt zu haben.
Franck verwendet in der gesamten Kurzgeschichte stilistische Mittel wie Anaphern, um bestimmte Aspekte zu betonen: "Wer lebte" (Z.6), "Wer trug" (Z.12), "Wer nahm" (Z.11). Diese Wiederholungen lenken die Aufmerksamkeit des Lesers auf wichtige Textstellen und verstärken den Rhythmus der Erzählung.
Sprachliches Mittel: Die Verwendung von Anaphern dient dazu, den Fokus auf bestimmte Handlungen oder Eigenschaften zu lenken und schafft einen einprägsamen Sprachrhythmus.
Ein interessanter Aspekt der Erzähltechnik ist, dass der Leser erst im letzten Satz erfährt, dass es sich bei dem Mann um den Vater der Ich-Erzählerin handelt. Zuvor könnte die Beziehung als eine romantische Verbindung zwischen dem Mädchen und dem Mann interpretiert werden, trotz des offensichtlichen Altersunterschieds. Diese Enthüllung am Ende führt zu einer völlig neuen Perspektive auf die gesamte Geschichte.
Erzähltechnik: Die späte Offenbarung der wahren Beziehung zwischen den Hauptfiguren erzeugt eine Spannung und Verwirrung, die den Leser dazu bringt, die Geschichte aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.
Die häufige Verwendung von Satzzeichen und kurzen, prägnanten Sätzen unterstreicht den einfachen, direkten Stil der Erzählung. Dieser Stil passt zur Perspektive der jugendlichen Protagonistin und verstärkt den Eindruck ihrer emotionalen Distanz und Unsicherheit.
Charakterisierung: Die Protagonistin wird als Person aus einem sozial schwächeren Umfeld dargestellt, die trotz widriger Umstände Selbstständigkeit und emotionale Reife entwickelt.
Insgesamt bietet die Kurzgeschichte "Streuselschnecke" von Julia Franck eine vielschichtige Darstellung einer sich entwickelnden Vater-Tochter-Beziehung vor dem Hintergrund von Krankheit und bevorstehenden Verlust. Die Geschichte regt zum Nachdenken über Themen wie familiäre Bindungen, verpasste Chancen und den Umgang mit schwierigen Lebenssituationen an.