Tiefere Analyse von Eichs "Inventur"
Eichs Gedicht zeigt einen Menschen, der fast besitzlos ist, aber dennoch an seinen wenigen Habseligkeiten festhält. Die wiederholte Verwendung von "Dies ist mein..." (Anapher) verstärkt den Eindruck der Selbstvergewisserung – der Sprecher definiert sich über die wenigen Dinge, die ihm geblieben sind.
Bemerkenswert ist der Vertrauensverlust, der im Gedicht zum Ausdruck kommt. Der Nagel wird vor "begehrlichen Augen" versteckt, und es gibt "einiges, was ich niemand verrate". Diese Geheimnisse deuten auf die Erfahrungen in einer Welt hin, in der man niemandem mehr trauen kann und jeder um sein Überleben kämpft.
Die einfachen Gegenstände erfüllen lebenswichtige Funktionen: Die Pappe liegt "zwischen mir und der Erde" als primitive Schlafunterlage, der Brotbeutel dient als Kissen. Trotz der kargen Umstände bemüht sich der Sprecher um ein "zivilisiertes Erscheinungsbild" – das Rasierzeug wird extra erwähnt.
🔍 Achte auf den Kontrast: Während in Kästners Gedicht eine Beziehung zerbricht, versucht das lyrische Ich bei Eich, seine Identität durch materielle Dinge zu bewahren. Beide Gedichte zeigen aber auf unterschiedliche Weise die existenzielle Verunsicherung der Nachkriegszeit.