Szenenanalyse Faust, Kerkerszene
Die Kerkerszene in Goethes "Faust" bildet den dramatischen Abschluss des ersten Teils der Tragödie. Sie beginnt mit Fausts Monolog, der seine innere Zerrissenheit offenbart. Er nähert sich dem Kerker mit Angst und bösen Vorahnungen, was durch seine Worte "Mich fasst ein längst entwohnter Schauer" deutlich wird.
Quote: "Mich fasst ein längst entwohnter Schauer."
Gretchens Lied vom Wacholderbaum, das sie im Kerker singt, verstärkt die düstere Atmosphäre. Es handelt sich um ein Volkslied mit grausamem Inhalt, das Gretchens geistige Verwirrung widerspiegelt.
Highlight: Gretchens Lied vom Wacholderbaum symbolisiert ihre geistige Zerrüttung und die Schwere ihrer Taten.
Als Faust den Kerker betritt, zeigt sich Gretchen in einem Zustand zwischen Wahn und Klarheit. Sie verwechselt zunächst Faust mit dem Henker und vermischt in ihren Gedanken Hinrichtung und Hochzeit. Diese Verwirrung wird durch ihre unregelmäßige Sprache und die Verwendung von Wahnsinnsbildern unterstrichen.
Example: Gretchen sagt: "Lass mich nur erst das Kind noch tränken", obwohl sie ihr Kind bereits getötet hat.
Ein Wendepunkt tritt ein, als Faust Gretchens Namen ruft. Sie erkennt ihn und erinnert sich an ihre gemeinsame Vergangenheit. Doch trotz ihrer kurzzeitigen Hoffnung auf Rettung spürt sie Fausts Kälte und wendet sich wieder von ihm ab.
Quote: "und hast's Küssen verlernt", "deine Lippen sind kalt"
Fausts Versuch, Gretchen zur Flucht zu überreden, scheitert an ihrer moralischen Stärke. Sie kann ihre Schuld nicht vergessen und weigert sich, "mit bösem Gewissen" weiterzuleben. Dies zeigt den fundamentalen Unterschied zwischen Faust und Gretchen: Während er die Vergangenheit ignorieren möchte, kann sie dies nicht.
Highlight: Gretchens Weigerung zu fliehen demonstriert ihre moralische Überlegenheit gegenüber Faust.
Die Szene gipfelt in Gretchens Ablehnung von Mephistopheles und ihrer Hingabe an Gottes Gericht. Eine Stimme von oben verkündet ihre Rettung, während Faust zu Mephistopheles zurückkehrt.
Quote: "Her zu mir!"
Die Analyse der Kerkerszene offenbart die komplexe Beziehung zwischen Faust und Gretchen sowie den Konflikt zwischen menschlichem Streben und göttlicher Gnade. Gretchens Erlösung steht im Kontrast zu Fausts fortgesetzter Verstrickung mit Mephistopheles, was die zentrale Thematik des Faust-Dramas unterstreicht.
Vocabulary: Kerkerszene - Die letzte Szene in Goethes "Faust. Der Tragödie erster Teil", die im Gefängnis spielt und den dramatischen Höhepunkt des Werkes bildet.
Die Szenenanalyse zeigt, dass Gretchen trotz ihrer Taten als "guter Mensch" im Sinne des Prologs im Himmel dargestellt wird. Ihre Entscheidung, ihr Schicksal anzunehmen, anstatt mit Faust zu fliehen, unterstreicht ihre moralische Integrität und führt zu ihrer göttlichen Erlösung.