Analyse des Monologs des Tempelherrn
Der Monolog des Tempelherrn im dritten Aufzug, achter Auftritt Verse2111−2159 offenbart seinen inneren Kampf und die Veränderung seines Weltbildes. Die Szene spielt unter Palmen in der Nähe eines Klosters.
Quote: "Mit sich selbst kämpfend" - Diese Regieanweisung verdeutlicht den inneren Konflikt des Tempelherrn zu Beginn der Szene.
Der Tempelherr ringt mit seinen Gefühlen für Recha und den damit verbundenen Komplikationen:
- Seine Liebe widerspricht seinem Keuschheitsgelübde als Tempelritter.
- Als Christ empfindet er Liebe für ein jüdisches Mädchen, was gegen seine religiösen Überzeugungen verstößt.
Definition: Keuschheitsgelübde - Ein religiöses Versprechen, auf sexuelle Aktivitäten zu verzichten, oft von Mönchen oder Nonnen abgelegt.
Im Verlauf des Monologs rechtfertigt der Tempelherr seine Gefühle und löst sich von seinen früheren Verpflichtungen. Er sieht sich durch die Begnadigung durch Sultan Saladin als "neuen Menschen" und hinterfragt seinen Glauben kritisch.
Highlight: Die Entwicklung des Tempelherrn symbolisiert die Möglichkeit der Überwindung religiöser Vorurteile durch persönliche Erfahrungen und Reflexion.
Sprachlich ist der Monolog durch häufige Pausen, Gedankensprünge und Wortwiederholungen gekennzeichnet, was die Unsicherheit und das innere Ringen des Tempelherrn unterstreicht. Die Verwendung des Blankverses verleiht dem Text eine feste Struktur.
Example: "Von ihr getrennt zu leben, ist mir ganz undenkbar" - Diese Aussage verdeutlicht die Intensität der Gefühle des Tempelherrn für Recha.
Die Nathan der Weise Interpretation dieser Szene zeigt, wie Lessing die Überwindung religiöser Schranken durch Liebe und Vernunft darstellt. Der Tempelherr steht symbolisch für die Möglichkeit der Veränderung und des Wachstums über einengende religiöse Dogmen hinaus.