Aristoteles Konzept der Gerechtigkeit: Die austeilende Gerechtigkeit
Die distributive Gerechtigkeit nach Aristoteles stellt eines der fundamentalen Prinzipien seiner Gerechtigkeitstheorie dar. Dieses Konzept befasst sich mit der grundlegenden Frage, wie Güter, Ressourcen und Privilegien innerhalb einer Gesellschaft fair verteilt werden können. Aristoteles entwickelte dabei ein differenziertes System, das sowohl Gleichheit als auch Leistungsgerechtigkeit berücksichtigt.
Definition: Die austeilende oder distributive Gerechtigkeit beschäftigt sich mit der gerechten Verteilung von Gütern und Ressourcen in der Gesellschaft, wobei sowohl Gleichheit als auch Verhältnismäßigkeit berücksichtigt werden.
Im Kern der austeilenden Gerechtigkeit nach Aristoteles steht das Prinzip der proportionalen Gleichheit. Dies bedeutet, dass Menschen, die in relevanten Aspekten gleich sind, auch gleich behandelt werden sollen. Gleichzeitig berücksichtigt dieses Konzept aber auch unterschiedliche Leistungen und Beiträge zur Gesellschaft. Wer mehr leistet oder größere Verantwortung trägt, soll dementsprechend auch mehr erhalten.
Beispiel: In einem Unternehmen verdienen alle Mitarbeiter der gleichen Hierarchiestufe das gleiche Grundgehalt Gleichheitsprinzip. Zusätzliche Leistungen wie Überstunden oder besondere Projekterfolge werden durch Bonuszahlungen honoriert Leistungsprinzip.
Die praktische Anwendung der austeilenden Gerechtigkeit zeigt sich in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen. Im Bildungssystem etwa sollten alle Schüler gleiche Zugangschancen haben, während besondere Leistungen durch entsprechende Noten gewürdigt werden. Im Steuersystem manifestiert sich dieses Prinzip durch den progressiven Steuersatz, bei dem höhere Einkommen proportional stärker besteuert werden.