Formen der Gerechtigkeit bei Aristoteles und John Rawls' Theorie
Aristoteles unterscheidet zwei Hauptformen der Gerechtigkeit: die kommutative und die distributive Gerechtigkeit. Die kommutative Gerechtigkeit zielt auf den Ausgleich rechtswidriger Vorteile ab und findet hauptsächlich im Zivil- und Strafrecht Anwendung. Sie basiert auf dem Prinzip der arithmetischen Proportionalität und strebt die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands an.
Definition: Kommutative Gerechtigkeit ist die ausgleichende Gerechtigkeit, die auf dem Restitutionsprinzip beruht und den Ausgleich zwischen dem rechtswidrigen Vorteil des Täters und dem Nachteil des Opfers anstrebt.
Die distributive Gerechtigkeit hingegen befasst sich mit der Verteilung von Rechten und Pflichten durch den Staat an seine Bürger. Sie folgt dem Prinzip der geometrischen Proportionalität und findet vor allem in der Politik und Gesellschaft Anwendung.
Highlight: Die distributive Gerechtigkeit berücksichtigt Kriterien wie Leistung und Bedürftigkeit, um eine gerechte Verteilung in der Gesellschaft zu erreichen.
John Rawls entwickelte seine Theorie der "Gerechtigkeit als Fairness", die sich auf die Grundstruktur einer Gesellschaft konzentriert. Er geht von einem Menschenbild aus, das freie, gleichberechtigte Bürger voraussetzt, die rational und nach vernünftigen Grundsätzen handeln.
Vocabulary: Der Urzustand nach Rawls ist ein imaginärer neutraler Blickpunkt, von dem aus eine faire Übereinkunft zwischen freien und gleichen Personen erreicht werden kann.
Ein zentrales Element in Rawls' Theorie ist der "Schleier des Nichtwissens", hinter dem sich die Beteiligten im Urzustand befinden. Dieser Zustand ermöglicht es, von persönlichen Merkmalen und sozialen Positionen zu abstrahieren, um faire Grundsätze für die Gesellschaft zu entwickeln.
Example: Im Urzustand wissen die Beteiligten nicht, ob sie reich oder arm, talentiert oder weniger begabt sein werden. Dies soll zu Entscheidungen führen, die für alle Gesellschaftsmitglieder fair sind.