Aristoteles' Glückseligkeit und das Ergon-Argument
Aristoteles behauptet, dass jedes Streben einem individuellen Guten gilt, wobei die Glückseligkeit das höchste Lebensziel darstellt. Sein Ergon-Argument (griechisch für Werk/Funktion) erklärt, dass wahre Glückseligkeit aus der eigentümlichen Tätigkeit des Menschen entspringt. Denn alles hat einen Zweck – kein Körperteil ist zur Untätigkeit geschaffen!
Was ist aber das Ergon des Menschen? Aristoteles unterscheidet drei Lebensformen: Das Leben des Genusses (Lust) hält er für sklavenartig. Das politische Leben (Ehre) ist problematisch, weil Ehre von außen kommt. Die betrachtende Lebensform (Weisheit) entspricht dem wahren Menschsein, weil sie durch eigene Tätigkeit der Vernunft erreicht wird – hier ist der Mensch autark.
In seiner Mesotes-Lehre erklärt Aristoteles die Tugend als Mitte zwischen Übermaß und Mangel. Tugendhaftes Verhalten bedeutet, diese Mitte zu finden – wie zwischen Schmeichelei und Streitsucht die Freundlichkeit oder zwischen Pedanterie und Schlamperei die Ordnung liegt.
Aha-Moment: Das Glück liegt nicht im Extremen! Bei Aristoteles' Ethik geht es nicht um starre Regeln, sondern um die kluge Entscheidung für die richtige Mitte – eine Fähigkeit, die du trainieren kannst.
Hedonismus und Epikur
Der Hedonismus lehrt das Streben nach Lust als angeborenem Gut. Epikur, ein wichtiger Vertreter, differenziert dieses Prinzip jedoch: Manchmal nehmen wir Unlust in Kauf (wie beim anstrengenden Studium), um später größere Lust (Berufserfolg) zu erreichen. Gleichzeitig verzichten wir auf kurzfristige Lust (Drogenrausch), um längerfristige Unlust zu vermeiden.
Epikurs Ziel ist die Ataraxie (Seelenruhe), die durch dauerhafte, maßvolle Lusterfahrungen und Schmerzvermeidung entsteht. Sein Lebensstil ist überraschend asketisch – nicht der Exzess, sondern die Abwesenheit von Schmerz ist oft schon das Ziel. Die Endlichkeit des Lebens macht den Genuss für ihn besonders wertvoll.
Epiktet: Fokus auf das Beeinflussbare
Epiktet, ein stoischer Philosoph, unterscheidet zwischen Dingen in unserer Macht (Meinungen, Triebe, Begierden) und solchen außerhalb unserer Kontrolle (Besitz, Aussehen, gesellschaftliche Stellung). Seine zentrale Lehre: Verschwende keine Energie für Dinge, die du nicht ändern kannst!
Während der Ausspruch "Carpe Diem" oft mit hedonistischem Luststreben verbunden wird, lehrt Epiktet eine andere Form der Lebenskunst. Er warnt, dass Begierden und Abneigungen zum Unglücklichsein führen können. Sein Weg zur Eudaimonia (Glückseligkeit) liegt in der Autarkie – der inneren Unabhängigkeit von äußeren Umständen.