Klassischer Utilitarismus und seine Prinzipien
Der klassische Utilitarismus, eine bedeutende ethische Theorie, basiert auf vier grundlegenden Prinzipien, die die Bewertung menschlicher Handlungen strukturieren. Diese Prinzipien bilden das Fundament für die utilitaristische Denkweise und bieten einen Rahmen zur Beurteilung moralischer Entscheidungen.
Das erste Prinzip ist das Konsequenzprinzip, welches besagt, dass Handlungen aufgrund ihrer Folgen beurteilt werden sollen. Dies bedeutet, dass nicht die Intention hinter einer Handlung, sondern deren tatsächliche Auswirkungen für die moralische Bewertung ausschlaggebend sind.
Das zweite Prinzip, das Utilitätsprinzip, legt fest, dass Handlungen aufgrund ihres Nutzens bewertet werden sollen. Der Nutzen wird hierbei als das Maß für die positive Wirkung einer Handlung verstanden.
Das dritte Prinzip, das universalistische Prinzip oder Sozialprinzip, erweitert den Fokus auf alle Betroffenen. Es fordert, dass Handlungen den größtmöglichen Nutzen für alle involvierten Personen erreichen sollen. Dieses Prinzip unterstreicht den kollektiven Aspekt des Utilitarismus.
Definition: Der klassische Utilitarismus definiert eine Handlung als moralisch richtig, wenn sie die größtmögliche Summe an Nutzen für alle Betroffenen erbringt.
Das vierte Prinzip, das hedonistische Prinzip, beschreibt zwei grundlegende Tendenzen menschlichen Handelns: das Streben nach Lust oder Glück und das Vermeiden von Schmerz oder Leid. Dieses Prinzip führt zum Konzept des hedonistischen Kalküls, das von Jeremy Bentham entwickelt wurde.
Highlight: Das Ziel des Utilitarismus nach Bentham ist die Maximierung von Lust und die Minimierung von Leid für alle Betroffenen.
Das hedonistische Kalkül versucht, die Folgen von Handlungen in Bezug auf Lust und Schmerz quantitativ zu erfassen. Es stellt die Frage: Bei welcher Handlung ist langfristig am meisten Lust und am wenigsten Schmerz zu erwarten?
Beispiel: Ein klassisches Beispiel für den Utilitarismus ist das Trolley-Problem. Hier muss entschieden werden, ob man einen Zug umleiten soll, um fünf Menschen zu retten, dabei aber eine Person opfert. Das hedonistische Kalkül würde in diesem Fall für das Umleiten sprechen, da mehr Leben gerettet werden.
Trotz seiner logischen Struktur steht der Utilitarismus vor erheblichen Kritikpunkten:
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Es besteht die Möglichkeit, dass Menschen falsch handeln, weil das hedonistische Kalkül auf der anderen Seite liegt. Im Trolley-Beispiel könnte die geopferte Person möglicherweise in Zukunft eine Entdeckung machen, die viel mehr Glück für die Menschheit gebracht hätte.
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Es gibt praktische und moralische Probleme bei der Anwendung des Kalküls.
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Der Utilitarismus betrachtet nur die Quantität des Nutzens, während der Begriff der Lust nicht genau definiert ist.
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Fanatische und exzentrische Intentionen müssten ebenfalls berücksichtigt werden, was die Berechnung noch komplexer macht.
Vocabulary: Hedonistisches Kalkül - Eine Methode zur Berechnung des Nutzens einer Handlung basierend auf der erwarteten Lust und dem erwarteten Schmerz.
Diese Kritikpunkte zeigen die Grenzen des klassischen Utilitarismus auf und haben zu weiteren Entwicklungen in der utilitaristischen Ethik geführt, wie zum Beispiel dem Präferenzutilitarismus, der versucht, einige dieser Probleme zu adressieren.