Die Patriarchen im Alten Testament
Die Patriarchen spielen eine zentrale Rolle in der biblischen Überlieferung des Alten Testaments. Als "Stammväter" oder "Erzväter" des Volkes Israel gelten vor allem Abraham, Isaak und Jakob, sowie Jakobs Söhne.
Der geschichtliche und geographische Hintergrund der Patriarchenzeit wird auf den Zeitraum vom 18. bis 13. Jahrhundert vor Christus datiert. Allerdings gibt es nur wenige gesicherte historische Erkenntnisse über diese Epoche. Viele der überlieferten Geschichten haben eher den Charakter von Sagen und Legenden. Als Lebensraum der Patriarchen wird der sogenannte "Fruchtbare Halbmond" angenommen, der sich von Mesopotamien über Syrien bis nach Ägypten erstreckte.
Definition: Der "Fruchtbare Halbmond" bezeichnet die fruchtbaren Gebiete im Nahen Osten, die sich halbmondförmig von Ägypten über die Levante bis nach Mesopotamien erstrecken.
Die Entstehung der Patriarchenerzählungen, wie wir sie heute in der Genesis (1. Buch Mose, Kapitel 12-50) finden, war ein langer Prozess. Ursprünglich existierten verschiedene, nebeneinander laufende Traditionen über die einzelnen Stammväter:
- Abraham wird als Halbnomade aus dem Negev beschrieben. Seine Heimat soll Ur in Chaldäa (Südmesopotamien) gewesen sein. Von dort zog er über Haran (Nordmesopotamien) nach Kanaan.
- Isaak wird mit einem Gruppenverband weiter südlich in Verbindung gebracht.
- Jakob (auch Israel genannt) wird mit Gruppen um Sichem assoziiert.
Highlight: Die verschiedenen Traditionen existierten zunächst unabhängig voneinander. Erst im Laufe der Zeit wurden sie zu einer zusammenhängenden Familiengeschichte verwoben.
Diese ursprünglich eigenständigen Sippen verbündeten sich im Laufe der Zeit immer häufiger zum Schutz gegen andere Gruppen. Mit der Zeit verstanden sie sich als Verwandte. In einem späteren Stadium wurden diese Traditionen theologisch überarbeitet, um den Monotheismus zu betonen.
Example: Aus den nebeneinander existierenden Traditionen von Abraham, Isaak und Jakob wurde eine Familiengeschichte, in der Abraham der Vater von Isaak und dieser wiederum der Vater von Jakob ist.
Die theologische Absicht hinter dieser Überarbeitung war es, den Glauben an den einen Gott (Monotheismus) bis in die Ursprungszeiten des Volkes Israel zurückzuverfolgen. So entstand aus verschiedenen Überlieferungen die zusammenhängende Geschichte der Patriarchen, wie wir sie heute in der Bibel finden.
Vocabulary: Monotheismus - der Glaube an einen einzigen Gott, im Gegensatz zum Polytheismus (Vielgötterglaube).
Diese Darstellung der Patriarchengeschichte in der Genesis dient somit nicht nur der Erklärung der Ursprünge des Volkes Israel, sondern auch der Begründung seines besonderen Verhältnisses zu Gott, das bereits mit den Stammvätern begann.