Reformen des Solon und Entwicklung der attischen Demokratie
Die Reformen Solons im Jahr 594-593 v. Chr. markierten den Beginn der Entwicklung zur attischen Demokratie. Als Archon führte Solon weitreichende Veränderungen ein, die sowohl soziale als auch politische Aspekte betrafen.
Zu den wichtigsten sozialen Reformen Solons gehörten:
- Der Schuldenaufkauf von Sklaven
- Das Verbot des Exports landwirtschaftlicher Produkte
- Eine Münzreform
Highlight: Diese Maßnahmen zielten darauf ab, die wirtschaftliche Situation der ärmeren Bevölkerung zu verbessern und soziale Spannungen abzubauen.
Im politischen Bereich führte Solon eine Timokratie ein, bei der die Bürger in vier Klassen eingeteilt wurden. Dabei ist zu beachten, dass nur männliche Vollbürger berücksichtigt wurden, während Sklaven und Frauen ausgeschlossen blieben.
Definition: Timokratie ist eine Staatsform, in der die politischen Rechte und Pflichten der Bürger von ihrem Vermögen abhängen.
Solon schuf auch neue politische Institutionen:
- Die Volksversammlung, an der alle Bürger teilnehmen konnten
- Den Rat der 400, gewählt aus den oberen drei Klassen
- Das Volksgericht, das allen Klassen offenstand
Highlight: Eine bedeutende Neuerung war, dass jeder Bürger das Recht erhielt, vor Gericht zu klagen.
Die Reformen des Kleisthenes (508-507 v. Chr.) bauten auf Solons Werk auf und führten zur Isonomie, der politischen Gleichheit der Bürger. Kleisthenes führte eine neue Gliederung der Bürgerschaft ein:
- Er schuf 30 Trittyen, aufgeteilt in 10 Stadt-, 10 Küsten- und 10 Binnenland-Trittyen
- Diese wurden zu 10 Phylen zusammengefasst, wobei jede Phyle Gebiete aus Stadt, Küste und Binnenland umfasste
Vocabulary: Phylen waren in der Antike Stammes- oder Verwaltungseinheiten, die sowohl territoriale als auch verwandtschaftliche Aspekte berücksichtigten.
Kleisthenes' Reformen führten zur Auflösung der Adelsherrschaft und stärkten die demokratischen Elemente:
- Er schuf den Rat der 500, mit 50 Mitgliedern aus jeder Phyle
- Die Heerführer wurden nun von der Volksversammlung gewählt
- Er führte das Scherbengericht ein
Example: Das Scherbengericht (Ostrakismos) erlaubte es den Bürgern, Politiker, die als Gefahr für die Demokratie galten, für zehn Jahre zu verbannen.
Die Reformen des Perikles (462 v. Chr.) führten die Entwicklung zur vollständigen attischen Demokratie fort:
- Er schränkte die Macht des Areopags ein
- Die Rechtsprechung wurde an Geschworenengerichte übertragen, die sich aus attischen Bürgern zusammensetzten
- Bürger erhielten Diäten für ihre Teilnahme an politischen Prozessen
Quote: "Unsere Verfassung heißt Demokratie, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf die Mehrheit ausgerichtet ist." - Perikles
Perikles' Reformen hatten auch praktische Auswirkungen:
- Sie förderten die Erfahrung der Bürger im Seewesen durch Flottendienste
- Sie entlasteten die Städte, indem Bürger aufs Land zogen
- Sie schufen Arbeit für Handwerker
Die attische Demokratie entwickelte sich somit über einen Zeitraum von mehr als 130 Jahren von Solons ersten Reformen bis zu ihrer vollständigen Ausprägung unter Perikles. Diese schrittweise Entwicklung zeigt, wie sich das politische System Athens allmählich zu einer direkten Demokratie wandelte, in der jeder Bürger einen Anteil an politischen Rechten und Pflichten erhielt.
Highlight: Die attische Demokratie gilt als Vorbild für moderne demokratische Systeme, unterscheidet sich aber in wichtigen Punkten von heutigen Demokratien, insbesondere in Bezug auf die Einbeziehung der gesamten Bevölkerung.