Räumliche Verlagerungen und Entwicklung der Textilindustrie
Die Textilindustrie hat im Laufe der Zeit bedeutende räumliche Verlagerungen erfahren. Liverpool spielte als Haupteinfuhrhafen für Baumwolle eine zentrale Rolle in der frühen Entwicklung. Dort wurden die ersten Verarbeitungsmaschinen für Baumwolle gebaut. Die Ansiedlung an fließenden Gewässern war für Prozesse wie Waschen, Färben und Appretur sowie den Antrieb von Spinnmaschinen durch Wasserkraft entscheidend. Mit der Einführung der Dampfmaschine veränderten sich die Standortfaktoren erneut.
Highlight: Die Nähe zu Wasserkraft und Rohstoffen waren die ersten räumlichen Gunstfaktoren für die Textilindustrie.
In Deutschland entwickelte sich die Textilindustrie zu einer arbeitsintensiven Branche, die viele Arbeitskräfte zu möglichst geringen Löhnen benötigte. Der internationale Wettbewerb und neue Konkurrenten auf den Inlands- und Weltmärkten führten zu einer Wanderung in Billiglohnländer, da diese gleichwertige Massenware zu viel günstigeren Preisen anbieten konnten.
Vocabulary: Appretur - Veredelung von Textilien zur Verbesserung ihrer Eigenschaften.
Die Entwicklung der Textil- und Bekleidungsindustrie lässt sich in verschiedene Sequenzen einteilen. Diese reichen von der einfachen Produktion in sehr gering entwickelten Ländern bis hin zur letzten Stufe in hochentwickelten Ländern wie Deutschland, wo eine erhebliche Abnahme der Standort- und Arbeitsstättenanzahl zu beobachten ist.
Example: In der ersten Entwicklungssequenz produzieren Länder einfache Gewebe und Kleidung aus natürlichen Fasern hauptsächlich für den Binnenmarkt.
Abschließend wird die Krise der deutschen Textilindustrie als Standortkrise bewertet. Strenge Regelungen zu Mindestlohn und Arbeitszeit in Deutschland stehen im Kontrast zu den Bedingungen in Billiglohnländern. Die Globalisierung und der Zusammenbruch der Sowjetunion beschleunigten den Strukturwandel und verschärften den internationalen Wettbewerb. Länder wie China können gleichwertige Ware zu viel günstigeren Preisen und in größeren Mengen herstellen.
Quote: "Die Krise der deutschen Textilindustrie ist eine Standortkrise"
Diese Entwicklungen führten dazu, dass sich die deutsche Industrie verstärkt auf andere Bereiche wie die Automobil-, Chemie- und Kunststoffindustrie konzentrierte, während die Textilindustrie in Deutschland an Bedeutung verlor.