Praktische Anwendung und Kritik des Keynesianismus
Keynesianismus in der Praxis zeigt sich besonders in Krisenzeiten. Aktuelle Beispiele aus der Corona-Krise verdeutlichen dies: Kurzarbeitergeld, Steuerstundungen, Liquiditätshilfen, Direktzuschüsse für Kleinunternehmer und KfW-Schnellkredite – all diese Maßnahmen sollten die Nachfrage stützen und einen wirtschaftlichen Kollaps verhindern.
Die Vor- und Nachteile des Keynesianismus werden heftig diskutiert. Ein zentraler Kritikpunkt ist die zunehmende Staatsverschuldung. Theoretisch sollte der Staat im Aufschwung sparen, praktisch passiert das jedoch selten – die Schulden wachsen. Außerdem kann die Politik durch übermäßige Nachfrageankurbelung die Inflation anheizen.
Ein weiteres Problem ist der Crowding-Out-Effekt: Wenn der Staat viele Kredite aufnimmt, steigen die Zinsen, was private Investitionen verdrängen kann. Auch gibt es time lags – bis Konjunkturprogramme wirken, kann viel Zeit vergehen, wodurch sie manchmal zu spät kommen oder kontraproduktiv wirken.
Wichtig zu wissen: Die Alternative zum Keynesianismus ist die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik oder der Monetarismus, der den Fokus auf Preisstabilität und Geldmenge legt, statt auf staatliche Nachfrageprogramme.
Politische Realitäten erschweren die Umsetzung der keynesianischen Theorie zusätzlich. Politiker neigen dazu, in guten Zeiten nicht zu sparen und vor Wahlen keine unpopulären Maßnahmen wie Steuererhöhungen durchzuführen. Auch die sogenannte Stop-and-Go-Politik bietet Unternehmen keine Planungssicherheit, was langfristige Investitionen hemmt.