Verstädterung und Urbanisierung: Komplexe Prozesse des Städtewachstums
Die Entwicklung von Städten in Deutschland ist ein vielschichtiger Prozess, der sowohl quantitative als auch qualitative Veränderungen umfasst. Diese Veränderungen werden unter den Begriffen Verstädterung und Urbanisierung zusammengefasst.
Verstädterung bezieht sich auf den quantitativen Aspekt des Städtewachstums. Sie beschreibt die Zunahme der in Städten lebenden Bevölkerung, die hauptsächlich durch zwei Faktoren bedingt ist:
- Zuwanderung aus dem ländlichen Raum
- Natürliches Bevölkerungswachstum
Definition: Verstädterung ist der Prozess der zunehmenden Konzentration der Bevölkerung in städtischen Gebieten.
Ein weiterer Grund für die Verstädterung ist die steigende Zahl von Städten selbst. Dieser Prozess wird von Geographen als Verstädterung im engeren Sinne bezeichnet.
Die Urbanisierung hingegen bezieht sich auf den qualitativen Aspekt des Städtewachstums. Sie beschreibt die Verbreitung städtischer Lebens- und Verhaltensweisen, auch über die Grenzen der Stadt hinaus. Dies geschieht durch zwei Hauptprozesse:
- Die Abwanderung städtischer Bevölkerung in das Stadtumland, bekannt als Suburbanisierung
- Die Übernahme städtischer Werte und Normen durch die Bevölkerung des ländlichen Raumes
Highlight: Die Urbanisierung führt dazu, dass ehemals ländliche Räume städtisch überformt werden.
Eine moderne Stadt besteht nicht nur aus der Kernstadt bis zur Stadtgrenze, sondern umfasst auch eine verstädterte Zone um sie herum, den sogenannten suburbanen Raum. Dieser suburbane Raum dient hauptsächlich der Wohnfunktion und ist eng mit der Kernstadt verbunden.
Vocabulary: Der suburbane Raum ist das Gebiet um eine Stadt herum, das zwar nicht zur Kernstadt gehört, aber stark von ihr beeinflusst wird.
Die Urbanisierung steht in engem Zusammenhang mit der Industrialisierung. Das konzentrierte Arbeitsplatzangebot in den Städten, der hohe ländliche Bevölkerungsdruck und die ländliche Armut führten zu einer Landflucht. Bessere Verdienstmöglichkeiten und eine bessere infrastrukturelle Ausstattung in den Städten wirkten als Pull-Faktoren für diese Wanderungsbewegung. Auch heute noch ist der Lohnwert ein bedeutender Bevölkerungsmagnet.
Example: Ein Beispiel für Verstädterung in Deutschland ist die massive Zuwanderung in Städte während der Industrialisierung im 19. Jahrhundert.
Die Suburbanisierung ist eine Folge der baulichen Verdichtung in den Städten, die zu einer Verschlechterung der Wohnbedingungen führte. Die sozial bessergestellte Bevölkerung zog an den Stadtrand, wobei der Wohnwert ein entscheidendes Wanderungsmotiv war. Auch der Freizeitwert spielte eine große Rolle, da der suburbane Raum ökologische Vorteile bietet, wie naturbelassene Flächen, geringeres Lärmaufkommen, mehr Licht und bessere Luft.
Highlight: Die Suburbanisierung zeigt die Komplexität der Stadtentwicklung, bei der nicht nur Zuzug in die Städte, sondern auch Abwanderung aus den Kernstädten eine Rolle spielt.
Diese Prozesse der Verstädterung, Urbanisierung und Suburbanisierung prägen die Entwicklung deutscher Städte und Regionen bis heute und haben weitreichende soziale, ökonomische und ökologische Folgen.