Die Innenpolitik Bismarcks war geprägt von seiner "Zuckerbrot und Peitsche" Strategie, die sowohl repressive als auch integrative Elemente vereinte.
Der Kulturkampf (1871-1887) stellte einen bedeutenden Konflikt zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche dar. Bismarck sah in der katholischen Zentrumspartei und dem politischen Katholizismus eine Bedrohung für das neue Reich. Mit den Maigesetzen 1873 und dem Brotkorbgesetz wurden die Rechte der katholischen Kirche stark eingeschränkt. Staatliche Kontrollen über kirchliche Ausbildung, Stellenbesetzung und Verwaltung wurden eingeführt. Das Ende des Kulturkampfes kam erst, als Bismarck die Unterstützung der Zentrumspartei für seine Politik benötigte.
Das Sozialistengesetz (1878-1890) war ein weiterer Eckpfeiler von Bismarcks Innenpolitik. Als Reaktion auf das Erstarken der Sozialdemokratie wurden sozialdemokratische Vereine, Versammlungen und Publikationen verboten. Gleichzeitig führte Bismarck mit der Sozialgesetzgebung wichtige Sozialreformen ein: die Krankenversicherung (1883), die Unfallversicherung (1884) und die Invaliditäts- und Altersversicherung (1889). Diese Schaukelstuhl Politik Bismarcks zielte darauf ab, die Arbeiterschaft durch soziale Zugeständnisse an den Staat zu binden und gleichzeitig die sozialdemokratische Bewegung zu schwächen. Die Konservative Wende Bismarcks zeigte sich auch in der Zusammenarbeit mit konservativen und nationalliberalen Kräften. Trotz der repressiven Maßnahmen wuchs die Sozialdemokratie weiter, was die begrenzten Folgen des Sozialistengesetzes verdeutlicht. Diese Zeit prägt bis heute das deutsche Sozialversicherungssystem und zeigt die komplexe Verbindung von Repression und Sozialreform in der deutschen Geschichte.