Grundlagen der Diktaturen

Die NS-Diktatur unter Hitler dauerte 12 Jahre (1933-1945), während die DDR-Diktatur über 40 Jahre bestand (1949-1989/90). Beide entstanden aus ganz verschiedenen Situationen heraus.

Das Nazi-Regime entwickelte sich aus dem Scheitern der Weimarer Republik. Der verlorene Erste Weltkrieg, der Versailler Vertrag und die Wirtschaftskrise machten viele Deutsche empfänglich für Hitlers Propaganda.

Merke: Beide Diktaturen nutzten demokratische Schwächen aus, um an die Macht zu gelangen - ein wichtiger Grund, warum Demokratie aktiven Schutz braucht.

Machtstrukturen und Führung

Beide Systeme verschmolzen Partei und Staat miteinander und durchdrangen die gesamte Gesellschaft. Die Parlamente wurden zu machtlosen Organen degradiert, während die jeweiligen Parteien $NSDAP/SED$ alle Entscheidungen trafen.

Im NS-System herrschte ein extremer Führerkult um Hitler. Er besaß diktatorische Vollmachten und die Armee wurde auf ihn persönlich vereidigt - nicht auf den Staat. Das führte zu einem chaotischen Doppelsystem aus Partei- und Staatsorganen.

Die DDR hingegen tarnte sich als "Volksdemokratie", war aber eine autoritäre Diktatur mit totalitären Zügen. Die SED sicherte sich durch Verfassungsartikel die absolute Macht und kontrollierte alle wichtigen Positionen.

Wichtig: Beide Systeme zerstörten die Gewaltenteilung - Legislative, Exekutive und Judikative lagen in einer Hand.

Propaganda und Gleichschaltung

Propaganda war das Herzstück beider Diktaturen. Sie kontrollierten alle Medien - Zeitungen, Radio, Fernsehen und Kino. Die Nazis verbrannten "undeutsche" Bücher und führten den Ariernachweis für Journalisten ein.

Die Gleichschaltung erfasste alle Lebensbereiche. Die Nazis lösten Gewerkschaften auf und ersetzten sie durch die "Deutsche Arbeitsfront". Länderregierungen verloren ihre Selbstständigkeit an Reichsstatthalter.

In der DDR lief die Indoktrination von der Krippe bis zur FDJ. Der "antifaschistische Schutzwall" (Berliner Mauer) wurde als Schutz vor dem Westen verkauft. Beide Systeme nutzten Massenveranstaltungen und Jugendorganisationen, um Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen.

Die Sozialpolitik diente der Machtsicherung. Beide Regime verbesserten zunächst die Lebensbedingungen - die Nazis durch Arbeitsbeschaffung, die DDR durch billige Grundnahrungsmittel und Sozialleistungen.

Schlüssel zum Verstehen: Propaganda funktionierte nur, weil sie mit realen Verbesserungen kombiniert wurde - das machte viele Menschen empfänglich für die Ideologie.

Verfassung und Recht als Fassade

Beide Diktaturen behielten formal demokratische Verfassungen, höhlten sie aber systematisch aus. Die Gewaltenteilung existierte nur auf dem Papier - in Wirklichkeit kontrollierten NSDAP bzw. SED alle drei Gewalten.

Die Nazis nutzten die Reichstagsbrandverordnung und das Ermächtigungsgesetz, um die Grundrechte außer Kraft zu setzen. In der DDR sorgte Artikel 6 ("Boykotthetze") für Berufsverbote und Entrechtung Andersdenkender.

Pressefreiheit gab es in beiden Systemen nicht. Alle Zeitungen wurden zentral gelenkt - im NS durch das Propagandaministerium, in der DDR durch die SED. Kritische Berichterstattung führte zu harten Strafen.

Der Föderalismus wurde komplett beseitigt. Die Nazis setzten Reichsstatthalter ein, die DDR ersetzte die Länder durch zentral kontrollierte Bezirke.

Achtung für Klausuren: Beide Systeme missbrauchten demokratische Begriffe - "Volksdemokratie" und "Führerprinzip" klingen harmlos, verbergen aber Diktatur.

Scheindemokratie statt echter Wahlen

Die Wahlen waren in beiden Systemen manipuliert. Die Nazis begannen 1933 noch mit scheinbar normalen Wahlen, schalteten aber systematisch die Konkurrenz aus und ersetzten Wahlen durch "Volksabstimmungen" mit vorgegebenen Antworten.

In der DDR gab es Einheitslistenwahlen - die Kandidaten standen schon fest, Bürger konnten nur "Ja" oder "Nein" ankreuzen. Die SED-Mehrheit war durch einen cleveren Verteilerschlüssel schon im Voraus gesichert.

Beide Parlamente wurden zu Scheinparlamenten degradiert. Der Reichstag entmachtete sich selbst durch das Ermächtigungsgesetz, die Volkskammer war nur noch ein Abnickverein für SED-Beschlüsse.

Der Pluralismus wurde komplett zerstört - die NSDAP wurde 1933 zur einzig zugelassenen Partei, in der DDR dominierten SED-treue Blockparteien ohne echte Macht.

Für die Prüfung wichtig: Achte auf den Unterschied zwischen formaler Verfassung und politischer Realität - beide Systeme hielten die demokratische Fassade aufrecht.

Wirtschaft als Machtinstrument

Die NS-Wirtschaftspolitik zielte auf Kriegsvorbereitung. Durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wie den Autobahnbau und die Wehrpflicht wurde die Arbeitslosigkeit beseitigt. Der Vierjahresplan ab 1936 sollte Deutschland kriegstüchtig machen.

Die DDR-Planwirtschaft war kommunistisch geprägt und führte zu chronischer Mangelwirtschaft. Enteignungen, Verstaatlichungen und 5-Jahrespläne konnten nicht mit der westlichen Konkurrenz mithalten. Die DDR war ständig auf Kredite und Devisenbeschaffung angewiesen.

Beide Systeme behielten anfangs Privateigentum teilweise bei - die Nazis enteigneten hauptsächlich Juden, die DDR verstaatlichte systematisch alle wichtigen Betriebe. Die Wirtschaft diente in beiden Fällen der politischen Kontrolle.

In den 70er/80er Jahren drohte der DDR der Bankrott. Trotz Milliardenkredite und Häftlingsfreikauf konnte das System nicht überleben - die Wirtschaftsschwäche trug zum Ende bei.

Merksatz: Wirtschaftlicher Erfolg war für beide Diktaturen überlebenswichtig - sobald die Versprechen nicht mehr erfüllt werden konnten, schwand die Akzeptanz.

Terror und Überwachung

Der NS-Terrorapparat bestand aus SS, SA, Gestapo und SD. Sie überwachten, verfolgten und ermordeten Millionen Menschen - nicht nur Juden, sondern alle "unerwünschten" Gruppen wie Behinderte, Sinti und Roma, Homosexuelle und Systemgegner.

Die Stasi in der DDR war ebenfalls ein mächtiger Überwachungsapparat. Mit einem riesigen Netz von inoffiziellen Mitarbeitern bespitzelte sie die eigene Bevölkerung. Fast jeder Freundeskreis hatte einen Stasi-Spitzel.

Andersdenkende wurden in beiden Systemen brutal verfolgt. Konzentrationslager, Schauprozesse, Berufsverbote und gesellschaftliche Ächtung waren die Folgen. Selbst der Verdacht auf Widerstand führte zu willkürlichen Strafen.

Die Denunziation durch die eigene Bevölkerung war ein wichtiges Instrument. Nachbarn, Kollegen und sogar Familienmitglieder zeigten sich gegenseitig an - aus Überzeugung, Angst oder persönlichen Motiven.

Erschreckende Erkenntnis: Beide Systeme funktionierten nur, weil ein Teil der Bevölkerung aktiv mitmachte - Terror braucht nicht nur Täter, sondern auch Mitläufer.