Das Deutsche Kaiserreich und seine Verfassung
Die Gründung des Geschichte Abitur 2023 NRW Deutschen Kaiserreichs am 18. Januar 1871 markierte einen Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Unter der Führung Otto von Bismarcks wurde durch geschickte Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten und der Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles der deutsche Nationalstaat von oben geschaffen.
Hinweis: Die Reichsgründung erfolgte als fürstlich-militärischer Akt ohne demokratische Mitbestimmung des Volkes.
Die Verfassung des neuen Reiches, verabschiedet am 16. April 1871, etablierte einen föderalen Bundesstaat aus 26 Einzelstaaten mit komplexen Machtstrukturen. Der Kaiser, zugleich König von Preußen, stand an der Spitze des Staates. Ihm zur Seite stand der Reichskanzler, der gleichzeitig preußischer Ministerpräsident war. Das Parlament bestand aus dem Reichstag mit 397 gewählten Abgeordneten und dem Bundesrat als Vertretung der Einzelstaaten.
Die Machtverteilung war dabei klar zugunsten der Exekutive ausgerichtet. Der Reichstag hatte keine alleinige Gesetzgebungskompetenz, sondern teilte diese mit dem von den Fürsten dominierten Bundesrat. Besonders Preußen erhielt durch verschiedene Verfassungsregelungen eine dominante Position im neuen Reich.