Ausgangssituation und Ziele der Außenpolitik der Weimarer Republik
Nach dem Ersten Weltkrieg befand sich Deutschland in einer schwierigen Lage. Das Land hatte seine Großmachtposition verloren, musste Gebietsverluste hinnehmen und war außenpolitisch isoliert. Zudem lasteten hohe Reparationsschulden auf dem Land, und Deutschland wurde die Alleinschuld am Krieg zugeschrieben.
Highlight: Der Versailler Vertrag bildete die Grundlage für die schwierige außenpolitische Situation Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg.
Mit der Gründung der Weimarer Republik ergaben sich neue außenpolitische Ziele:
- Die Revision des Versailler Vertrags
- Die endgültige Regelung der Reparationszahlungen
- Die Beendigung der internationalen Isolation
Definition: Die Außenpolitik der Weimarer Republik zielte darauf ab, Deutschland wieder zu einem gleichberechtigten Partner in der internationalen Staatengemeinschaft zu machen.
Wichtige Verträge und Pläne
Rapallo-Vertrag (1922)
Der Rapallo-Vertrag zwischen Deutschland und Russland war ein wichtiger Schritt zur Überwindung der Isolation. Beide Länder verzichteten auf Reparationszahlungen und bauten diplomatische Beziehungen auf.
Highlight: Der Rapallo-Vertrag war ein erster außenpolitischer Erfolg der Weimarer Republik und führte zu einer engeren Zusammenarbeit mit Russland.
Dawes-Plan (1924)
Der Dawes-Plan, benannt nach dem US-amerikanischen Banker Charles Dawes, stellte eine neue Grundlage für die deutschen Reparationszahlungen dar. Er sah niedrigere Raten für Deutschland vor und beendete die Besetzung des Ruhrgebiets durch die Alliierten.
Example: Der Dawes-Plan ermöglichte es Deutschland, die Reparationszahlungen zu leisten, ohne die Wirtschaft zu überlasten.
Locarno-Verträge (1925)
Die Locarno-Verträge markierten einen wichtigen Schritt zur Verständigung mit den europäischen Nachbarn. Deutschland erklärte seine Westgrenze für unverletzlich und verzichtete auf Elsass-Lothringen sowie Eupen-Malmedy.
Quote: "Die verlorenen Gebiete im Osten werden nicht militärisch zurück erobert."
Berliner Vertrag (1926)
Der Berliner Vertrag zwischen Deutschland und Russland baute auf dem Rapallo-Vertrag auf und sah eine stärkere handelspolitische und militärische Zusammenarbeit vor.
Young-Plan (1929)
Der Young-Plan, benannt nach Owen D. Young, sah eine Neuregelung der Reparationszahlungen vor. Deutschland sollte 112 Milliarden Reichsmark in 59 Jahren zahlen, wobei die Raten zunächst niedrig und dann steigend waren.
Vocabulary: Reparationszahlungen waren die von Deutschland zu leistenden Wiedergutmachungszahlungen für die Kriegsschäden des Ersten Weltkriegs.
Die Rolle Gustav Stresemanns
Gustav Stresemann, der als Außenminister und kurzzeitig als Reichskanzler amtierte, spielte eine entscheidende Rolle in der Außenpolitik der Weimarer Republik. Er gehörte der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP) an und erzielte mehrere außenpolitische Erfolge.
Highlight: Stresemanns Ziele waren die Sicherung des Friedens und der Aufstieg Deutschlands zur Großmacht.
Unter Stresemanns Führung wurde Deutschland 1926 Mitglied im Völkerbund, was die Rückkehr in die internationale Staatengemeinschaft markierte.
Die Außenpolitik der Weimarer Republik unter Stresemann war geprägt von dem Bestreben, durch Verständigung und Ausgleich mit den europäischen Nachbarn Deutschlands Position zu verbessern und gleichzeitig den Frieden zu sichern.