Das Große Spiel um Afghanistan im 19. Jahrhundert
Das "Große Spiel" bezeichnet den Konflikt zwischen Großbritannien und Russland um die Vorherrschaft in Zentralasien, insbesondere in Afghanistan, im 19. Jahrhundert. Diese geopolitische Rivalität hatte weitreichende Folgen für die afghanische Geschichte und Staatsentwicklung.
Definition: Das "Große Spiel" (englisch: The Great Game) war die Bezeichnung für den Wettstreit zwischen dem Britischen Empire und dem Russischen Reich um die Vorherrschaft in Zentralasien im 19. Jahrhundert.
Die Gründung des modernen Afghanistan geht auf das Jahr 1747 zurück, als Ahmad Schah Durrani nach dem Zusammenbruch des persischen Reiches die Macht ergriff. Das Land war von Anfang an von inneren Konflikten und äußeren Einflüssen geprägt.
Highlight: Afghanistan wurde zum Pufferstaat zwischen den Einflusssphären Großbritanniens und Russlands, was seine Entwicklung maßgeblich beeinflusste.
Wichtige Herrscher während des Großen Spiels waren:
- Dost Mohammed (ab 1826)
- Schah Schoja (ab 1838)
- Emir Sher Ali Khan (bis 1878)
- Emir Abdur Rahman Khan (ab 1893)
Die Beziehungen zwischen den afghanischen Zentralherrschern (Emire oder Schahs) und den regionalen Machthabern (Khane) waren oft gespannt. Die Emire mussten ihre Macht häufig gegen Aufstände und Rebellionen verteidigen.
Beispiel: 1809 wurde Schah Schoja von zwei Khanen gestürzt, die wiederum 1818 in einer weiteren Rebellion kleinerer Fürstentümer ihre Macht verloren.
Großbritannien und Russland griffen trotz eines vereinbarten neutralen Korridors immer wieder in afghanische Angelegenheiten ein. Dies führte zu zwei anglo-afghanischen Kriegen:
- Der erste anglo-afghanische Krieg (1839-1842) endete mit einer verheerenden Niederlage der Briten.
- Der zweite anglo-afghanische Krieg (1878) führte zur Abtretung afghanischer Gebiete an Britisch-Indien.
Quote: "Die Briten mussten bald die Besetzung Kabuls aufgeben: 4000 britische Soldaten und 12000 britische Militärangehörige versuchten sich gen Osten nach britisch Indien durchzukämpfen, wurden aber immer wieder aus dem Hinterhalt angegriffen und 1842 komplett geschlagen, ermordet und verschleppt."
Eine bedeutende Folge des Großen Spiels war die Festlegung der Durand-Linie 1893, die bis heute die Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan bildet. Diese Grenzziehung teilte das Siedlungsgebiet der Paschtunen, der größten afghanischen Volksgruppe.
Vocabulary: Die Durand-Linie ist die 2.640 Kilometer lange Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan, die 1893 zwischen dem britischen Diplomaten Mortimer Durand und dem afghanischen Emir Abdur Rahman Khan vereinbart wurde.
Emir Abdur Rahman Khan, auch bekannt als "Der Eiserne Emir", nutzte die britische Unterstützung, um Afghanistan gewaltsam zu einen. Er siedelte Paschtunen in allen Landesteilen an und führte einen Dschihad gegen Nichtmuslime. Dies führte zur Festigung des Islam als einigendes Band in Afghanistan.
Die gebirgige Landschaft Afghanistans und die Vielfalt der Stämme und Clans erschwerten eine zentralisierte Herrschaft. Machtwechsel erfolgten oft gewaltsam, und afghanische Herrscher mussten sich ständig gegen innere und äußere Bedrohungen behaupten.
Highlight: Die Folgen des Großen Spiels prägen Afghanistan bis heute, insbesondere die ethnische Verteilung und die Grenzziehung zu Pakistan.