Die Reichsgründung und der Weg zum Deutschen Kaiserreich
Die Reichsgründung 1871 markierte einen entscheidenden Wendepunkt in der deutschen Geschichte. In den 1850er Jahren stand die deutsche Frage im Mittelpunkt - die Vereinigung Deutschlands sowie die Auseinandersetzung zwischen Monarchie, Liberalismus und Demokratie. Nach dem Scheitern der Revolution von 1848 verloren die Liberalen zunehmend an Einfluss, während monarchische Strukturen wieder an Bedeutung gewannen.
Definition: Die Deutsche Frage beschreibt den historischen Konflikt um die staatliche Einheit Deutschlands und die Konkurrenz zwischen Preußen und Österreich um die Vormachtstellung.
In den 1860er Jahren trat Otto von Bismarck als prägende Figur auf die politische Bühne. Als preußischer Ministerpräsident ab 1862 verfolgte er eine Politik der "Realpolitik". Bismarck, ein überzeugter Konservativer, setzte sich für den Erhalt der Monarchie ein und diente treu dem preußischen König. Sein Ziel war die Stärkung Preußens durch die Schaffung eines deutschen Nationalstaats unter preußischer Führung.
Der Konflikt zwischen dem preußischen König und dem liberalen Parlament spitzte sich in der Frage der Heeresreform zu. Der König wollte die Dienstzeit von zwei auf drei Jahre erhöhen und das stehende Heer verstärken. Das Parlament sah darin eine Missachtung seiner verfassungsmäßigen Rechte. Bismarck setzte sich in diesem Verfassungskonflikt durch, was zur Spaltung der Liberalen führte - in die Nationalliberalen, die Bismarck unterstützten, und die Deutsche Fortschrittspartei, die sich gegen ihn stellte.