Der Preußische Konflikt um die Heeresreform und Bismarcks Aufstieg
Der Konflikt um die Heeresreform in Preußen war ein entscheidender Moment in der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts. Im Zentrum stand die Auseinandersetzung zwischen König Wilhelm I. und dem liberalen Abgeordnetenhaus.
Vocabulary: Die Heeresreform beinhaltete die Verlängerung der Dienstzeit, die Erweiterung des Offizierskorps und die Abschaffung der Landwehr.
Die liberale Fortschrittspartei und andere liberale Gruppierungen, die die Mehrheit im Abgeordnetenhaus hatten, lehnten die Reform und das dafür vorgesehene Budget ab.
In dieser Krisensituation berief König Wilhelm I. 1862 Otto von Bismarck zum Ministerpräsidenten von Preußen.
Highlight: Bismarck, der aus einer alten märkischen Adelsfamilie stammte, war für seine unberechenbare und ehrgeizige Politik bekannt.
Er regierte ohne vom Parlament genehmigten Haushalt und rechtfertigte sein Vorgehen mit der sogenannten Lückentheorie.
Definition: Die Lückentheorie besagte, dass der Monarch in Pattsituationen zwischen König und Kammern selbst die in der Verfassung verbliebene Lücke füllen und notfalls ohne parlamentarisch genehmigten Haushalt regieren könne.
Bismarck setzte rücksichtslos verschiedene Machtmittel ein, darunter Pressezensur, Bespitzelung und Maßregelungen von Beamten. Seine Politik empörte und verschreckte die Liberalen in ganz Deutschland, die sich Preußen als Partner im deutschen Einigungsprozess gewünscht hatten.
Quote: Bismarck wurde als "großer Staatsmann" bezeichnet, was seine bedeutende, wenn auch umstrittene Rolle in der deutschen Geschichte unterstreicht.
Trotz der kontroversen Methoden gelang es Bismarck, die nationale Frage für seine Ziele zu instrumentalisieren und den Weg für die deutsche Einigung unter preußischer Führung zu ebnen.