Die Reichsgründung 1871 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der deutschen Geschichte, als aus verschiedenen Einzelstaaten ein geeintes Deutsches Reich entstand.
Die Reichsgründung Deutschland erfolgte nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 unter der Führung von Otto von Bismarck. Vor 1871 bestand Deutschland aus einem losen Verbund deutscher Staaten im Deutschen Bund. Die Reichsgründung von oben wurde maßgeblich durch Preußen vorangetrieben, das durch geschickte Diplomatie und militärische Erfolge seine Vormachtstellung ausbauen konnte. Am 18. Januar 1871 erfolgte die Kaiserproklamation im Spiegelsaal von Versailles, bei der Wilhelm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen wurde. Die neue Reichsverfassung 1871 etablierte einen föderalen Bundesstaat mit dem preußischen König als deutschem Kaiser an der Spitze.
Das Deutsche Kaiserreich brachte sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich. Zu den positiven Aspekten zählten die wirtschaftliche Vereinheitlichung durch gemeinsame Währung, Maße und Gewichte sowie ein einheitliches Rechtssystem. Die Industrialisierung nahm einen gewaltigen Aufschwung. Negative Aspekte waren die fortbestehenden sozialen Spannungen, die autoritäre Staatsform und der wachsende Militarismus. Der Zeitstrahl der Reichsgründung zeigt wichtige Etappen wie den Norddeutschen Bund (1867), die Emser Depesche (1870) und schließlich die Reichsgründung selbst. Diese Entwicklung wird auch als "Revolution von oben" bezeichnet, da sie nicht durch eine Volksbewegung, sondern durch die politische Elite gesteuert wurde. Das neue Reich wurde schnell zur führenden Wirtschaftsmacht in Europa, was jedoch auch zu Spannungen mit den Nachbarstaaten führte. Die Gründung des Deutschen Reiches 1871 prägte die weitere europäische Geschichte bis zum Ersten Weltkrieg maßgeblich.