Lockes Theorie des Eigentumserwerbs
John Locke entwickelt in seiner Staatstheorie ein spezifisches Konzept des Eigentumserwerbs, das eng mit seiner Vorstellung vom Naturzustand verknüpft ist. Diese Theorie ist ein zentraler Bestandteil seiner Vertragstheorie und hat weitreichende Implikationen für sein Verständnis von Gesellschaft und Staat.
Locke geht davon aus, dass die Erde und alle niederen Lebewesen ursprünglich allen Menschen gemeinsam gehören. Gleichzeitig betont er jedoch das Recht jedes Einzelnen auf seine Person und sein Privateigentum.
Definition: Nach Locke wird Eigentum durch die Arbeit des Körpers oder das Werk der Hände erworben.
Diese Definition des Eigentumserwerbs ist jedoch nicht unproblematisch und wird von Kritikern als zu undifferenziert und kurzsichtig betrachtet. Einige Hauptkritikpunkte sind:
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Die Annahme, dass die Erde und alle niederen Lebewesen das Eigentum der gesamten Menschheit sind, wird als zu egoistisch und anthropozentrisch kritisiert.
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Die Unterordnung der "niederen Tiere" unter den Menschen und ihre Betrachtung als Eigentum legitimiert potenziell problematische Handlungen gegenüber Tieren.
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Die Definition des Eigentumserwerbs durch Arbeit ist zu vage und könnte zu Konflikten führen.
Highlight: Lockes Theorie des Eigentumserwerbs steht im Widerspruch zu seinem Ziel der Friedenserhaltung, da sie potenziell zu Konflikten um Ressourcen führen könnte.
Kritiker argumentieren, dass Lockes Eigentumstheorie in der Praxis zu einem Kampf ums Überleben führen könnte, ähnlich dem von Hobbes beschriebenen Naturzustand. Es besteht die Gefahr, dass sich Gruppen bilden, die ganze Gebiete einnehmen und Einzelpersonen ausschließen.
Example: In einer Welt nach Lockes Eigentumstheorie könnte eine Gruppe von Menschen ein fruchtbares Tal beanspruchen und alle anderen ausschließen, indem sie argumentiert, dass sie durch ihre Arbeit Anspruch auf das Land erworben hat.
Diese Kritik zeigt die Komplexität und die potenziellen Widersprüche in Lockes Theorie auf. Sie verdeutlicht auch die Herausforderungen, die entstehen, wenn man versucht, abstrakte philosophische Konzepte auf die reale Welt anzuwenden.
Vocabulary: Die Vertragstheorie ist ein zentrales Konzept in der politischen Philosophie, das die Legitimität politischer Autorität auf einen hypothetischen oder tatsächlichen Vertrag zwischen den Bürgern oder zwischen Bürgern und Herrscher zurückführt.