Der Schulterschluss der Rechten und die Wahlkampftaktik der Nazis
Im Oktober 1931 kam es zu einem bedeutenden Ereignis, das die politische Landschaft der Weimarer Republik nachhaltig veränderte: die Bildung der Harzburger Front. Dieses Bündnis vereinte verschiedene rechte Parteien und Organisationen, darunter die NSDAP, die DNVP, den Stahlhelm, den Bund der Frontsoldaten, den Reichslandbund und den Alldeutschen Verband.
Definition: Die Harzburger Front war ein Zusammenschluss rechter und rechtsextremer Kräfte, die sich gegen die Weimarer Republik stellten.
Adolf Hitler nutzte diese Gelegenheit, um sich selbstbewusst zu präsentieren und ließ 100.000 Männer von SA, SS und Hitlerjugend aufmarschieren. Obwohl die verschiedenen rechtsextremen Kräfte einander misstrauten, arbeiteten sie zusammen, während auf der linken Seite KPD und SPD verfeindet blieben.
Die Wahlkampftaktik der NSDAP im Juli 1932 zeigte eine bemerkenswerte Flexibilität. Die Partei passte ihre Slogans und Themen gezielt an verschiedene Zielgruppen an:
- Den Reichen präsentierte sie sich als nationaldeutsche Partei
- Den Arbeitern als sozialistische Arbeiterpartei
Highlight: Die NSDAP vermied in diesem Wahlkampf bewusst antisemitische Äußerungen, um potenzielle Wähler nicht abzuschrecken.
Ein weiteres Merkmal der Nazi-Kampagne waren personalisierte Wahlplakate, die Hitler statt der NSDAP in den Vordergrund stellten. Diese Strategie erwies sich als erfolgreich und erreichte viele Wähler.
Beispiel: Während die NSDAP ihre Wahlkampagne verfeinerte, setzte die SA weiterhin auf Gewalt. Bei Straßenschlachten wurden politische Gegner angegriffen, was zu zahlreichen Verletzten und Toten führte.
Die politische Situation spitzte sich weiter zu, als Ende 1932 Kurt von Schleicher zum Reichskanzler ernannt wurde. Er versuchte, sich als starker Mann zu präsentieren, der die Interessengegensätze in der Gesellschaft ausgleichen könnte. Sein Ziel war es, eine Querfront zu bilden, die Arbeitervertreter von SPD, Zentrum, DNVP und NSDAP vereinen sollte.
Vocabulary: Querfront bezeichnet den Versuch, politische Kräfte aus verschiedenen, oft gegensätzlichen Lagern zu vereinen.
Schleichers Plan sah vor, den Reichstag aufzulösen und vorübergehend mit einer befristeten militärischen Diktatur zu regieren. Diese Entwicklung zeigt deutlich, wie die demokratischen Strukturen der Weimarer Republik in ihrer Endphase zunehmend ausgehöhlt wurden.
Die politische Radikalisierung in der Weimarer Republik erreichte damit ihren Höhepunkt und bereitete den Weg für die Machtergreifung Hitlers und das Ende der ersten deutschen Demokratie.