Industrialisierung oder Revolution?
Der Beginn der Industrialisierung weltweit erfolgte nicht gleichzeitig und nicht in gleicher Weise. Die Frage, ob wir von "Industrialisierung" oder "industrieller Revolution" sprechen sollten, ist mehr als nur ein Streit um Worte.
Eine Revolution beschreibt typischerweise einen plötzlichen, umfassenden Wandel. Betrachtet man die tatsächlichen Wachstumsraten zu Beginn der Industrialisierung, waren diese zunächst eher niedrig - der Strukturwandel vollzog sich langsamer als der Begriff "Revolution" vermuten lässt. Die Industrialisierung in Deutschland beispielsweise erstreckte sich über mehrere Jahrzehnte.
Andererseits war die Tiefe des Strukturwandels beispiellos in der Geschichte. Die Eisenbahn revolutionierte den Transport, was wiederum die Kohle- und Stahlproduktion ankurbelte. Es entstand ein sich selbst verstärkender Kreislauf wirtschaftlichen Wachstums. Erfindungen wie die Elektrizität veränderten das Leben grundlegend.
Die Folgen der Industrialisierung waren gravierend: Menschen zogen vom Land in die Städte, um Arbeit zu finden. Die sozialen Folgen der Industrialisierung umfassten sowohl verbesserte Lebensbedingungen als auch neue Formen der Ausbeutung. Die Auswirkungen der Industrialisierung auf die Gesellschaft reichten von veränderten Familienstrukturen bis zu völlig neuen Berufsbildern.
Merke: Für die Zeitgenossen fühlte sich der Wandel revolutionär an, auch wenn er aus heutiger historischer Perspektive über mehrere Generationen verlief.
Ob "Industrialisierung" oder "industrielle Revolution" - beide Begriffe beschreiben letztlich den fundamentalen Wandel, der unsere moderne Welt geschaffen hat und dessen Auswirkungen wir noch heute spüren.