Industrielle Revolution und Vergleich zwischen England und Deutschland
Die industrielle Revolution markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur, der im späten 18. Jahrhundert in England begann und sich im 19. Jahrhundert auf andere Länder, einschließlich Deutschland, ausbreitete. Dieser Prozess war gekennzeichnet durch den Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft, verbunden mit technologischen Innovationen, Massenproduktion und Urbanisierung.
Definition: Die industrielle Revolution bezeichnet den Prozess der Umwandlung von einer Agrar- zu einer Industriegesellschaft, der durch technologische Innovationen, Massenproduktion und tiefgreifende soziale Veränderungen gekennzeichnet ist.
Der Vergleich der Industrialisierung in Deutschland und England zeigt sowohl Gemeinsamkeiten als auch signifikante Unterschiede:
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Zeitlicher Verlauf: England begann früher mit der Industrialisierung (ab ca. 1760), während Deutschland erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts nachzog.
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Rohstoffvorkommen: Beide Länder verfügten über bedeutende Kohlevorkommen, was die Entwicklung der Schwerindustrie begünstigte.
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Politische Rahmenbedingungen: England profitierte von einer stabilen konstitutionellen Monarchie, während Deutschland lange Zeit politisch zersplittert war.
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Bildungssystem: Deutschland hatte einen Vorteil durch sein fortschrittliches Bildungssystem, insbesondere im technischen Bereich.
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Staatliche Einflussnahme: In Deutschland spielte der Staat eine aktivere Rolle bei der Förderung der Industrialisierung, während in England der Prozess stärker von privaten Initiativen getrieben wurde.
Highlight: Die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und Entwicklungspfade führten dazu, dass England zunächst einen Vorsprung hatte, Deutschland aber im späten 19. Jahrhundert rasch aufholte.
Die Statistiken zur Produktionsentwicklung zeigen deutlich den Aufstieg beider Länder zu industriellen Großmächten:
- Kohleproduktion: England dominierte lange Zeit, aber Deutschland holte ab 1860 stark auf.
- Roheisen und Stahl: Ähnlicher Trend wie bei der Kohle, mit Deutschland als starkem Aufsteiger.
- Baumwolle: England behielt hier länger seine Vormachtstellung.
Example: Im Jahr 1870 hatte Großbritannien einen Anteil von 32% an der weltweiten Kohleproduktion, während Deutschland bei 13% lag. Bis 1911-1913 hatte sich das Verhältnis auf 22% für Großbritannien und 23,5% für Deutschland verschoben.
Die Bezeichnung Englands als "Workshop of the World" war besonders in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zutreffend. England war Vorreiter in vielen industriellen Bereichen und dominierte den Welthandel. Allerdings zeigen die Statistiken, dass diese Dominanz gegen Ende des 19. Jahrhunderts abnahm, als andere Länder, insbesondere Deutschland und die USA, aufholten.
Quote: "Workshop of the World" (Werkstatt der Welt) - diese Bezeichnung unterstreicht die zentrale Rolle Englands in der frühen Phase der globalen Industrialisierung.
Die preußischen Reformen, insbesondere das Oktoberedikt von 1807, spielten eine wichtige Rolle bei der Modernisierung Deutschlands. Drei wesentliche Maßnahmen waren:
- Die Aufhebung der Erbuntertänigkeit, die die persönliche Freiheit der Bauern stärkte.
- Die Einführung der Gewerbefreiheit, die das Zunftwesen lockerte und Unternehmertum förderte.
- Die Agrarreformen, die eine effizientere Landwirtschaft ermöglichten.
Diese Reformen schufen wichtige Voraussetzungen für die spätere Industrialisierung in Deutschland.
Vocabulary: Oktoberedikt: Ein wichtiges Reformedikt in Preußen, das 1807 erlassen wurde und grundlegende gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen einleitete.
Abschließend lässt sich sagen, dass sowohl England als auch Deutschland im Zuge der Industrialisierung zu führenden Wirtschaftsmächten aufstiegen. Während England den Prozess einleitete und lange Zeit dominierte, gelang es Deutschland durch gezielte Maßnahmen und günstige Rahmenbedingungen, den Rückstand aufzuholen und gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem ebenbürtigen industriellen Konkurrenten zu werden.