Die Phasen der Industrialisierung in Deutschland
Der Zeitstrahl der Industrialisierung in Deutschland zeigt die Entwicklung von 1750 bis 1914 in drei wesentlichen Phasen. Diese Phasen markieren den Übergang Deutschlands von einer vorindustriellen Wirtschaft zu einem führenden Industriestaat.
Vorbereitungsphase / Frühindustrialisierung (ca. 1770-1840)
In dieser ersten Phase war die Wirtschaft noch weitgehend vorindustriell geprägt. Das handwerkliche Gewerbe, insbesondere das Textilgewerbe mit Spinnereien und Webereien, dominierte. Gegen Ende dieser Phase entwickelten sich auch Metallbetriebe und die Maschinenindustrie.
Highlight: Die Voraussetzungen für die Industrialisierung in Deutschland wurden in dieser Phase geschaffen, einschließlich wichtiger rechtlicher und wirtschaftlicher Reformen.
Take-off-Phase (ca. 1840-1873)
Diese Phase markiert den Durchbruch und die Expansion der Industrialisierung in Deutschland. Sie war geprägt von Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie, Maschinenbau und dem Ausbau der Eisenbahnen.
Definition: Die Take-off-Phase der Industrialisierung in Deutschland bezeichnet den Zeitraum, in dem das Land den entscheidenden wirtschaftlichen Durchbruch erlebte und sich rapide industrialisierte.
Wichtige Entwicklungen in dieser Phase umfassten:
- Die Abschaffung der letzten feudalen Einschränkungen
- Die Entstehung eines neuen Handels- und Wirtschaftsrechts
- Einen Anstieg der Arbeitsplätze in Fabriken und Bergwerken
- Die Verbesserung des Verkehrssystems, was zu vergünstigten Transportkosten führte
Highlight: Um 1850 gelang Deutschland der langerwartete industrielle Durchbruch, was den Beginn der Hochindustrialisierung in Deutschland einleitete.
Phase der Hochindustrialisierung (ca. 1873-1914)
In dieser Phase vollzog sich die endgültige Umwandlung Deutschlands in einen Industriestaat. Charakteristisch für diese Periode waren:
- Eine verstärkte Urbanisierung
- Die Bildung sozialer und vorwiegend marktbedingter Klassen
- Eine zunehmende Beteiligung des deutschen Staates durch Wirtschafts- und Sozialpolitik
- Die wachsende Bedeutung von Großkonzernen, insbesondere in der Montanindustrie
- Die Verwandlung Deutschlands von einem Agrarexportland zu einem Agrarimportland in den 1870er Jahren
Highlight: Zwischen 1871 und 1914 nahm Deutschland eine wirtschaftliche Spitzenposition ein, vor allem in den neuen Bereichen der industriellen Chemie, des Maschinenbaus und der Elektrotechnik.
Ein wichtiges Ereignis in dieser Phase war die "Gründerkrise" von 1873, die einen Rückschlag für die Schwerindustrie bedeutete. Trotz dieser Krise setzte sich die industrielle Entwicklung fort.
Vocabulary: Die "Gründerkrise" bezeichnet eine wirtschaftliche Depression, die 1873 begann und zu zahlreichen Bankrotten führte.
Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 gilt die Industrialisierung als "abgeschlossen", wobei es zu einer Umstellung auf Kriegsökonomie kam.
Die wichtigsten Ergebnisse und Veränderungen der Industrialisierung in Deutschland umfassten:
- Eine schnellere und effizientere Produktion
- Die Ankurbelung der Wirtschaft
- Eine zunehmende Urbanisierung
- Die Gründung des Deutschen Zollvereins
- Die Anpassung Deutschlands an die Entwicklung anderer europäischer Staaten trotz seines "Sonderwegs"
Example: Ein Beispiel für die rasante Entwicklung ist die Gründung von 107 Bankhäusern zwischen 1870 und 1872, von denen allerdings 73 wieder Konkurs anmelden mussten.
Dieser Zeitstrahl verdeutlicht, wie Deutschland innerhalb von etwa 150 Jahren von einer vorindustriellen Gesellschaft zu einer führenden Industrienation wurde, was tiefgreifende Auswirkungen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Politik hatte.