Marokkokrisen 1905 und 1911
Die Marokkokrisen von 1905 und 1911 waren entscheidende Momente in den deutsch-französischen Beziehungen und der europäischen Diplomatie vor dem Ersten Weltkrieg. Diese Krisen zeigen die Rivalität zwischen den Großmächten um koloniale Einflusssphären und ihre Auswirkungen auf die internationale Politik.
Erste Marokkokrise 1905
Die erste Marokkokrise wurde durch den Wettstreit zwischen Deutschland und Frankreich um Einfluss in Marokko ausgelöst.
Ursache: Die Hauptursache war die Rivalität zwischen Frankreich und Deutschland um koloniale Macht und Einfluss.
Der Verlauf der Krise lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Kaiser Wilhelm II. reiste nach Marokko, um die Souveränität des Landes zu betonen.
- Diese Aktion zwang Frankreich, das Deutsche Reich in seine nordafrikanischen Pläne einzubeziehen.
Highlight: Deutschlands Einmischung in Marokko war ein direkter Versuch, Frankreichs koloniale Ambitionen zu begrenzen.
Das Ergebnis der Krise war für Deutschland nicht zufriedenstellend:
- Frankreich erhielt die Kontrolle über die marokkanische Staatsbank und Polizei.
- Das Deutsche Reich hatte die Stärke der französisch-britischen Allianz unterschätzt und verlor an internationalem Ansehen.
Zweite Marokkokrise 1911
Die zweite Marokkokrise, auch als "Panthersprung nach Agadir" bekannt, entstand 1911 als Reaktion auf Frankreichs aggressive Expansion in Marokko.
Vocabulary: Der "Panthersprung nach Agadir" bezieht sich auf die Entsendung des deutschen Kanonenboots "Panther" in den Hafen von Agadir als Demonstration deutscher Macht.
Ursache und Verlauf der Krise:
- Frankreich besetzte eine marokkanische Festung und drang ins Landesinnere ein, was als Bruch der Algeciras-Akte galt.
- Deutschland reagierte mit der Entsendung eines Kanonenboots nach Marokko.
- Großbritannien und Frankreich sahen dies als Provokation an, was zu Kriegsdrohungen führte.
Definition: Die Algeciras-Akte war ein internationales Abkommen von 1906, das die Unabhängigkeit Marokkos garantieren sollte.
Das Ergebnis der Krise war ein Kompromiss:
- Frankreich erhielt die Kontrolle über Marokko und Teile der deutschen Kolonien Togo und Kamerun.
- Deutschland bekam im Gegenzug einen Teil des französischen Kongo.
Example: Der Marokko-Kongo-Vertrag von 1911 beendete die Krise, indem er Gebietsaustausche zwischen Deutschland und Frankreich in Afrika festlegte.
Diese Krisen verdeutlichen die zunehmenden Spannungen zwischen den europäischen Mächten vor dem Ersten Weltkrieg und zeigen, wie koloniale Ambitionen zu internationalen Konflikten führen konnten.