Der Lindenbaum ist eines der bekanntesten Werke der deutschen Romantik, das durch die Vertonung von Franz Schubert unsterblich wurde.
Die ursprüngliche Fassung des Gedichts "Der Lindenbaum" stammt von Wilhelm Müller und wurde 1822 als Teil des Zyklus "Die schöne Müllerin" veröffentlicht. Das Lied erzählt von einem Lindenbaum, der am Brunnen vor dem Tore steht und zum Symbol für Heimat, Geborgenheit und vergangene Liebeserinnerungen wird. Die melancholische Stimmung des Textes spiegelt typische Motive der Romantik wider: die Sehnsucht nach der Vergangenheit, die Naturverbundenheit und das Gefühl der Einsamkeit.
Franz Schuberts musikalische Interpretation "Am Brunnen vor dem Tore" (D.911) aus dem Jahr 1823 verstärkt durch seine einfühlsame Melodieführung und harmonische Gestaltung die emotionale Tiefe des Gedichts. Das Werk ist als variiertes Strophenlied komponiert, wobei die Klavierbegleitung die verschiedenen Stimmungen der einzelnen Strophen untermalt. Die Vertonung folgt dem romantischen Ideal der Einheit von Text und Musik. Besonders bemerkenswert ist der Wechsel zwischen Dur und Moll, der die innere Zerrissenheit des lyrischen Ichs musikalisch abbildet. Die Analyse des Liedes zeigt die meisterhafte Verschmelzung von poetischem Text und musikalischer Gestaltung, die das Werk zu einem Höhepunkt des deutschen Kunstliedes macht. Die zeitlose Beliebtheit des Stückes zeigt sich in zahlreichen Interpretationen und Bearbeitungen bis in die Gegenwart.