Die Wetterfahne - Analyse eines Liedes aus Schuberts "Winterreise"
"Die Wetterfahne" ist das zweite Lied aus Franz Schuberts berühmtem Liedzyklus "Winterreise". Es veranschaulicht eindrucksvoll die emotionale Tiefe und musikalische Raffinesse des Gesamtwerks.
Highlight: Das lyrische Ich fühlt sich vom Wind verspottet und erkennt die Untreue seiner Geliebten.
Die Komposition steht in a-Moll und im 3/4-Takt, was bereits die melancholische Grundstimmung unterstreicht. Schubert verwendet eine sich auflösende Strophenform mit zwei Strophen, die die innere Zerrissenheit des Protagonisten widerspiegelt.
Vocabulary: Oktavunisono - Wenn zwei oder mehr Stimmen die gleiche Melodie in verschiedenen Oktavlagen spielen.
Musikalisch zeichnet sich das Stück durch kurze Notenwerte und zahlreiche Triller aus, die die stetige Bewegung der Wetterfahne und die Unruhe des lyrischen Ichs verdeutlichen. Das Klavier beginnt mit einem gebrochenen a-Moll-Dreiklang im Oktavunisono, was die Kälte und Leere der Situation unterstreicht.
Example: Bei dem Wort "Pfiff" sind markante Vorschläge zu hören, die das Pfeifen des Windes imitieren.
Die Dynamik wechselt häufig zwischen forte und piano/pianissimo, was die wechselnden Gefühlszustände des Protagonisten widerspiegelt. Besonders auffällig ist die laute Passage bei "Was fragen Sie nach meinen Schmerzen?", die Wut und Verzweiflung zum Ausdruck bringt.
Definition: Fermate - Ein Zeichen in der Notation, das eine Verlängerung der Note oder Pause anzeigt.
Eine Fermate auf dem Wort "Dach" markiert den höchsten Ton der Strophe und verdeutlicht die Höhe des Daches sowie die Intensität des Windes. Das "ziemlich geschwind" vorgetragene Tempo unterstreicht zusätzlich die Rastlosigkeit der Szene.
Die Analyse des Wort-Ton-Verhältnisses zeigt, wie meisterhaft Schubert Text und Musik verwebt. Jedes musikalische Element - von der Tonart über die Rhythmik bis zur Dynamik - dient dazu, die Emotionen und die Situation des lyrischen Ichs zu intensivieren.