Entwicklung mehrstimmiger Formen im Mittelalter
Im Laufe des Mittelalters entwickelten sich verschiedene mehrstimmige Formen aus dem ursprünglich einstimmigen gregorianischen Choral:
Das Organum war die früheste Form mehrstimmiger liturgischer Musik. Dabei wurde zur Hauptstimme voxprincipalis eine Begleitstimme voxorganalis hinzugefügt. Anfangs wurde dies improvisiert, später komponiert.
Die Motette entstand, indem eine melismatische Choralmelodie mit Text unterlegt wurde. In späteren Entwicklungsstufen kamen weitere Stimmen mit eigenem Text hinzu.
Definition: Melismatisch bedeutet, dass auf eine Silbe mehrere Töne gesungen werden.
Example: Eine berühmte Motette ist "Ave Maria" von Josquin Desprez mit durchimitierter Satzweise.
Wichtige Techniken der Mehrstimmigkeit waren:
- Quintorganum: Begleitstimme im Quint-Abstand unter der Hauptstimme
- Quartorganum: Begleitstimme im Quart-Abstand, beginnend im Einklang
- Bordun: Begleitender Dauerton instrumental oder vokal
Highlight: Die Entwicklung der Mehrstimmigkeit war ein wichtiger Schritt in der Musik im Mittelalter und bereitete den Weg für die komplexeren Kompositionen der Renaissance.