Die dritte und vierte Stufe des Erikson Stufenmodells
Das Erikson Stufenmodell setzt sich in der Kindheit mit zwei weiteren wichtigen Phasen fort, die entscheidend für die Entwicklung von Initiative, Werksinn und Selbstwertgefühl sind.
3. Phase: Initiative vs. Schuldgefühl (3-6 Jahre)
In dieser Phase entwickelt sich das Gewissen des Kindes, und es beginnt, sich als Teil des sozialen Verbandes der Familie zu verstehen.
Highlight: Der Ödipuskomplex spielt in dieser Phase eine Rolle, indem das Kind in Konkurrenz mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil tritt, was zu Schuldgefühlen und Enttäuschungen führen kann.
Wichtige Aspekte dieser Phase:
- Kinder erschließen sich ihre Umwelt durch aktives Drängen.
- Sie lernen, Geschlechter zu unterscheiden und sich selbst zu identifizieren.
- Eltern fungieren als Leitbilder, Vorbilder, aber auch als Konkurrenten und Rivalen.
Konsequenzen für die Erziehung:
- Kinder müssen in ihrer Individualität wahrgenommen und gefördert werden.
- Die Kreativität sollte gefördert werden.
- Die Ausbildung des Gewissens sollte begleitet und gefördert werden.
- Unterstützung bei der Findung der Geschlechterrollen ist wichtig.
- Die Initiative und Selbstaktivität des Kindes sollten im Rahmen der Regeln gefördert werden.
4. Phase: Werksinn vs. Minderwertigkeit (6-12 Jahre)
In dieser Phase entwickelt das Kind einen Werksinn, also die Fähigkeit und den Wunsch, etwas Nützliches zu schaffen, das über das Spielen hinausgeht.
Definition: Werksinn: Die Bereitschaft zu lernen, zu arbeiten, Verpflichtungen einzugehen und Leistungen zu erbringen.
Wichtige Aspekte dieser Phase:
- Das Kind erlebt erstmals Leistungsvergleiche in der Schule.
- Regelspiele mit Gewinnern und Verlierern gewinnen an Bedeutung.
- Die Möglichkeit des Scheiterns kann zu Minderwertigkeitsgefühlen führen, aber auch motivierend wirken.
Konsequenzen für die Erziehung:
- Vermeidung von übermäßigem Leistungsdruck.
- Individuelle Förderung ist wichtig.
- Fehler sollten zugelassen und als Lernchancen genutzt werden.
- Übermäßige Betonung von Disziplin sollte vermieden werden.
- Das Selbstwertgefühl des Kindes sollte gefördert und bei Rückschlägen aufgefangen werden.
- Individuelle Leistungsrückmeldungen sind wichtig.
- Die Lern- und Leistungsbereitschaft sollte gefördert werden.
Example: Ein Kind, das beim Basteln eines komplexen Modells scheitert, könnte Minderwertigkeitsgefühle entwickeln. Eine unterstützende Umgebung, die das Kind ermutigt, aus Fehlern zu lernen und es erneut zu versuchen, fördert hingegen den Werksinn.
Diese Phasen des Erikson Stufenmodells sind entscheidend für die Entwicklung von Selbstvertrauen, Eigeninitiative und Kompetenzgefühl, die grundlegend für eine gesunde Identitätsentwicklung sind.