Kohlbergs Stufenmodell der Moralentwicklung
Lawrence Kohlbergs Theorie der moralischen Entwicklung ist ein bedeutendes Konzept in der Entwicklungspsychologie. Es beschreibt, wie sich das moralische Urteilsvermögen von Menschen im Laufe ihres Lebens entwickelt.
Definition: Moral ist die Gesamtheit aller Normen und Werte, die das zwischenmenschliche Zusammenleben regulieren.
Die Grundlage für die Entwicklung der moralischen Urteilsfähigkeit ist die kognitive Entwicklung, wie sie von Piaget beschrieben wurde. Je höher die Stufe der moralischen Entwicklung, desto ausgeprägter ist die Fähigkeit zur Rollenübernahme und Empathie.
Highlight: Mit zunehmendem Alter und kognitiver Reife berücksichtigen Menschen stärker die Absichten der Handelnden in ihren moralischen Urteilen.
Kohlberg erforschte die moralische Entwicklung mithilfe von Dilemmata. Dabei war nicht die Entscheidung selbst wichtig, sondern die Begründung dafür.
Das Kohlberg Stufenmodell umfasst drei Hauptniveaus mit jeweils zwei Stufen:
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Präkonventionelles Niveau Autorita¨tsmoral
Stufe 1: Orientierung an Bestrafung und Gehorsam abca.2Jahren
Stufe 2: Naiv-instrumentelle oder egoistische Orientierung abca.6Jahren
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Konventionelles Niveau Gruppenmoral
Stufe 3: "Guter Junge, liebes Mädchen"-Orientierung abca.10Jahren
Stufe 4: Gesetz und Ordnung-Orientierung abca.12Jahren
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Postkonventionelles Niveau Grundsatzmoral
Stufe 5: Sozialvertragliche utilitaristische Orientierung abca.21Jahren
Stufe 6: Orientierung an universell-ethischen Prinzipien abca.35Jahren,wirdnurvonca.5
Example: Ein Beispiel für die präkonventionelle Stufe im Kindergarten: Wenn sich zwei Kinder streiten, kann der Erzieher Respekt beibringen und die Gefühle und Werte anderer fördern.
Die pädagogische Relevanz des Modells liegt darin, dass es eine Grundlage bietet, die moralische Entwicklung zu fördern. Erzieher können durch die Kenntnis des Modells die moralische Entwicklung einordnen und altersangemessene Anregungen zum selbstständigen Denken geben.
Vocabulary: Dilemmata sind Situationen, in denen eine Person zwischen zwei gleichwertigen, meist unangenehmen Alternativen wählen muss.
Trotz seiner Bedeutung steht Kohlbergs Theorie auch in der Kritik. Hauptkritikpunkte sind:
- Die Vernachlässigung von Gefühlen in der moralischen Entwicklung
- Die geringe Berücksichtigung individueller Voraussetzungen
- Die Annahme, dass moralischem Handeln immer ein Urteil vorausgehen muss
- Die mögliche Manipulation durch Erziehung
- Die fehlende Reflexion der Hintergründe der Dilemmata
Quote: "Moralisches Handeln hängt nicht immer von kognitiver Entwicklung ab."
Trotz dieser Kritikpunkte bleibt Kohlbergs Stufenmodell ein bedeutsames Theoriekonzept, mit dem sich weltweit viele Wissenschaftler auseinandergesetzt haben.