Die Erziehung im Nationalsozialismus und Kohlbergs Theorie stehen in einem fundamentalen Gegensatz zueinander.
Die nationalsozialistischen Erziehungsmethoden zielten darauf ab, junge Menschen zu gehorsamen Anhängern des Regimes zu formen. Die NS-Erziehungsmethoden und moralische Entwicklung nach Kohlberg zeigen deutlich die Unterschiede: Während die NS-Ideologie auf blinden Gehorsam, körperliche Stärke und bedingungslose Treue zum Führer setzte, beschreibt Kohlbergs Theorie eine stufenweise Entwicklung des moralischen Denkens hin zu einer autonomen, reflektierten Urteilsfähigkeit.
Hitlers Erziehungsgrundsätze versus Kohlbergs Entwicklungsstufen verdeutlichen den Konflikt zwischen autoritärer Indoktrination und moralischer Reifung. Die NS-Erziehung verhinderte systematisch die von Kohlberg beschriebene natürliche Entwicklung der Moral: Statt kritischem Denken wurde Konformität gefordert, statt Empathie wurde Härte kultiviert, und statt universeller ethischer Prinzipien wurde eine rassistische Ideologie vermittelt. Die NS-Pädagogik fixierte die Menschen bewusst auf frühen Entwicklungsstufen - besonders auf der Stufe der Orientierung an Autorität und Strafe sowie der Orientierung an festen Regeln. Kohlbergs höhere Stufen der moralischen Entwicklung, wie das Verständnis für universelle ethische Prinzipien und Menschenrechte, wurden aktiv unterdrückt. Dies zeigt sich besonders in der Jugenderziehung durch Organisationen wie die Hitlerjugend und den Bund Deutscher Mädel, wo systematisch eine NS-konforme Wertevorstellung eingeübt wurde. Die Gegenüberstellung macht deutlich, wie wichtig eine Erziehung zur moralischen Autonomie für eine demokratische Gesellschaft ist.