Hurrelmanns Modell der produktiven Realitätsverarbeitung
Das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung nach Hurrelmann betrachtet das Jugendalter als eigenständige und bedeutsame Entwicklungsphase. In dieser Phase bilden sich Muster heraus, die oft für das spätere Leben beibehalten werden. Im Zentrum des Modells steht die Persönlichkeitsentwicklung als produktive Verarbeitung der inneren und äußeren Realität, deren Grundzüge Hurrelmann in zehn Maximen darstellt.
Hurrelmann identifiziert vier zentrale Entwicklungsaufgaben, die Jugendliche bewältigen müssen, um als Erwachsene eine gesellschaftliche Rolle ausfüllen zu können:
- Qualifizieren (Berufsvorbereitung)
- Binden (Partnerschaft/Familie)
- Konsumieren (Nutzung des Warenmarktes)
- Partizipieren (Teilnahme an der Gesellschaft)
Definition: Entwicklungsaufgaben sind nach Hurrelmann zentrale Herausforderungen, die Jugendliche meistern müssen, um erfolgreich in die Erwachsenenrolle hineinzuwachsen.
Jugendliche, die über unzureichende personale und soziale Ressourcen zur Bewältigung dieser Entwicklungsaufgaben verfügen, können an einer krisenhaften Sozialisation leiden, was zu Entwicklungsdruck führen kann. Hurrelmann beschreibt drei Formen ungeeigneter Problemverarbeitung:
- Externalisierend (z.B. gewalttätiges Verhalten)
- Internalisierend (z.B. Depressionen)
- Evadierend (z.B. Suchtverhalten oder Essstörungen)
Highlight: Eine gelungene Identitätsentwicklung tritt auf, wenn alle Entwicklungsaufgaben angemessen bewältigt wurden.
Das Modell betont, dass die Persönlichkeitsentwicklung sich in einem Wechselspiel von Anlage und Umwelt vollzieht, wobei Umweltfaktoren eine wichtige Rolle spielen. Auch die kulturelle und soziale Schicht sowie das soziale Milieu nehmen Einfluss auf die Sozialisation, was zu unterschiedlichen Bildungschancen führen kann.
Example: Ein Jugendlicher aus einer bildungsnahen Familie hat möglicherweise bessere Ressourcen zur Bewältigung der Qualifizierungsaufgabe als ein Gleichaltriger aus einem bildungsfernen Haushalt.