Krappmanns Theorie der Identitätsentwicklung und symbolischer Interaktionismus
Die Pädagogische Theoretiker wie Lothar Krappmann haben maßgeblich unser Verständnis der Identitätsentwicklung geprägt. Krappmann, ein bedeutender deutscher Soziologe und Pädagoge, erweiterte Meads Rollentheorie des symbolischen Interaktionismus und entwickelte daraus sein Konzept der balancierten Identität. Diese Theorie erklärt, wie sich Identität durch soziale Interaktionen kontinuierlich entwickelt und verändert.
Definition: Die balancierte Identität nach Krappmann beschreibt das Gleichgewicht zwischen der personalen Identität individuelleEigenschaften und der sozialen Identität gesellschaftlicheRollenerwartungen.
Im Zentrum von Krappmanns Theorie steht die Ich-Identität, die sich in einem ständigen Aushandlungsprozess zwischen personaler und sozialer Identität befindet. Die personale Identität umfasst dabei die biografische Dimension und Individualitätserwartungen, während die soziale Identität die Anpassung an gesellschaftliche Rollenerwartungen beschreibt. Für eine erfolgreiche Interaktion muss das Individuum seine Selbstdarstellung mit der Interpretation seines Gegenübers in Einklang bringen.
Beispiel: In der Familie als primärer Sozialisationsinstanz entwickeln sich komplementäre Rollen, während in der Peer-Group reziproke Rollen entstehen. Ein Kind muss beispielsweise lernen, gleichzeitig gehorsames Familienmitglied und eigenständiger Freund zu sein.
Die Entwicklung einer ausbalancierten Ich-Identität erfordert die Fähigkeit, zwischen widersprüchlichen Rollenerwartungen und eigenen Bedürfnissen zu vermitteln. Krappmann bezeichnet dies als "gleichberechtigte Kommunikation", bei der das Individuum gesellschaftliche Werte übernimmt, ohne seine Individualität aufzugeben. Das ultimative Ziel dieser Entwicklung ist der autonome Mensch, der nicht nur seine eigene Selbstbestimmung verwirklicht, sondern auch für die Autonomie anderer eintritt.