Freuds Grundannahmen und Triebe

Das Unbewusste bestimmt mehr über dich, als du denkst! Laut Freud laufen die meisten psychischen Vorgänge unbewusst ab und beeinflussen trotzdem dein Verhalten. Nur ein winziger Teil ist dir bewusst, aber vorbewusste Inhalte können jederzeit wieder ins Bewusstsein geholt werden.

Menschen werden von zwei Haupttrieben gesteuert: Der Lebenstrieb (Eros) mit der Energie Libido sorgt für Selbsterhaltung und Lustgewinn. Der Todestrieb (Thanatos) mit der Energie Destrudo führt zu Aggressionen und Zerstörungsdrang.

Merke dir: Freud sieht den Menschen als triebgesteuertes Wesen - das erklärt viele "irrationale" Verhaltensweisen!

Diese Triebe wirken sowohl nach innen (auf dich selbst) als auch nach außen (auf andere Menschen und Objekte).

Das Drei-Instanzen-Modell

Deine Persönlichkeit besteht aus drei "Abteilungen": Das ES folgt dem Lustprinzip und will alle Triebe sofort befriedigen. Es kennt keine Moral oder Realität - nur "ich will das JETZT!"

Das ICH ist dein Vermittler und arbeitet nach dem Realitätsprinzip. Es plant, entscheidet und versucht einen Kompromiss zwischen den Wünschen des ES und den Anforderungen der Außenwelt zu finden.

Das ÜBER-ICH ist dein innerer Moralapostel und folgt dem Moralitätsprinzip. Es enthält alle Gebote, Verbote und Wertvorstellungen, die du von deinen Bezugspersonen übernommen hast.

Wichtig für dich: Ein starkes ICH schafft Balance - bei einem schwachen ICH übernehmen ES oder ÜBER-ICH die Kontrolle!

Abwehrmechanismen - Wie deine Psyche sich schützt

Wenn Konflikte zu belastend werden, setzt deine Psyche Abwehrmechanismen ein - meist ohne dass du es merkst. Verdrängung schiebt unangenehme Erlebnisse ins Unbewusste, Projektion überträgt eigene Schwächen auf andere ("Du bist aggressiv, nicht ich!").

Bei der Verschiebung suchst du dir ein Ersatzobjekt für deine Wut, Rationalisierung rechtfertigt falsches Verhalten mit "vernünftigen" Gründen. Sublimierung wandelt verbotene Wünsche in sozial akzeptierte Leistungen um.

Achtung: Zu viele Abwehrmechanismen können zu psychischen Störungen führen!

Diese Mechanismen sind normal und schützen dich - problematisch wird's nur, wenn du sie übermäßig einsetzt.

Psychosexuelle Entwicklungsphasen

In den ersten Lebensjahren durchläuft jeder Mensch drei wichtige Phasen: Die orale Phase (1. Jahr) dreht sich um Mund, Lippen und Saugen. Hier entwickelt sich Urvertrauen durch ausreichende Befriedigung - sonst droht später Suchtverhalten.

Die anale Phase $2.-3. Jahr$ fokussiert sich auf Ausscheidung und Kontrolle. Das Kind lernt "Nein" zu sagen und entwickelt Selbstständigkeit. Die Sauberkeitserziehung ist hier entscheidend!

In der phallischen Phase $4.-5. Jahr$ entdeckt das Kind seine Genitalien und den Geschlechtsunterschied. Die berühmte Ödipus-Situation entsteht - das Kind muss sich mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil identifizieren.

Prüfungstipp: Bei Fixierungen in einer Phase zeigen sich später typische Verhaltensweisen - das kommt gerne in Klausuren vor!

Psychische Störungen nach Freud

Wenn das Gleichgewicht zwischen ES, ICH und ÜBER-ICH gestört ist, entstehen psychische Probleme. Ein zu schwaches ICH kann die Realität nicht mehr angemessen wahrnehmen oder die Triebe kontrollieren.

Fixierungen entstehen, wenn in einer Entwicklungsphase zu wenig oder zu viel Befriedigung stattfindet. Das Kind bleibt dann auf dieser Stufe "hängen" und zeigt später entsprechende Verhaltensweisen.

Bei Regression fällst du in bereits überwundene Phasen zurück - besonders in Stresssituationen. Triebfrustration durch unerfüllte Bedürfnisse führt zu Enttäuschung und problematischen Verhaltensmustern.

Für die Praxis: Diese Erkenntnisse helfen Pädagogen, Verhaltensauffälligkeiten besser zu verstehen und angemessen zu reagieren.

Eriksons psychosoziale Entwicklung

Erikson erweiterte Freuds Theorie um soziale Aspekte: Jede Lebensphase bringt eine Entwicklungskrise mit sich, die positiv bewältigt werden muss. Die Identitätsentwicklung ("Wer bin ich?") steht im Mittelpunkt.

Phase 1 $0-1,5 Jahre$: Urvertrauen vs. Urmisstrauen - Durch liebevolle Bezugspersonen entwickelt das Baby Grundvertrauen. Vernachlässigung führt zu Misstrauen und späteren Bindungsproblemen.

Phase 2 $1,5-3 Jahre$: Autonomie vs. Scham - Das Kind lernt, seinen Körper zu kontrollieren. Zu strenge Sauberkeitserziehung führt zu Scham, zu nachgiebiges Verhalten verhindert das Lernen von Grenzen.

Balance ist der Schlüssel: Jede Phase braucht sowohl den positiven als auch etwas vom negativen Pol - pure Extreme sind schädlich!

Weitere Entwicklungsphasen bei Erikson

Phase 3 $3-6 Jahre$: Initiative vs. Schuldgefühle - Das Kind will die Welt erobern und eigene Ideen umsetzen. Zu viele Misserfolge oder Zurückweisungen führen zu lähmenden Schuldgefühlen.

Phase 4 $6-12 Jahre$: Werksinn vs. Minderwertigkeitsgefühle - Jetzt geht's ums Leisten! In der Schule will das Kind zeigen, was es kann. Ständige Kritik oder übermäßige Anforderungen führen zu Minderwertigkeitsgefühlen.

Das epigenetische Prinzip besagt, dass Entwicklung einem inneren Plan folgt - jede Phase baut auf der vorherigen auf. Wechselwirkungen zwischen Anlagen und Umwelt bestimmen die Entwicklung.

Wichtig zu wissen: Anders als bei Freud können bei Erikson neue Krisen auftreten, bevor alte vollständig gelöst sind.

Elterliches Verhalten ist entscheidend - sowohl Vernachlässigung als auch Verwöhnung können problematisch sein.

Pädagogische Bedeutung und Kritik

Beide Theorien bieten dir wichtige Einblicke ins Entwicklungsverhalten und helfen beim Verstehen von Problemen. Sie geben Erziehenden Orientierung und zeigen, wie wichtig frühe Erfahrungen sind.

Kritik an Freud: Seine Theorie basiert nicht auf wissenschaftlichen Studien, sondern hauptsächlich auf Beobachtungen erwachsener Patienten. Viele Annahmen lassen sich nicht empirisch belegen.

Kritik an Erikson: Das Modell ist sehr starr und macht die Entwicklung zu sehr von elterlichem Verhalten abhängig. Es ist eher therapeutisch als pädagogisch ausgerichtet.

Für deine Klausur: Beide Theorien sind wichtige Grundlagen der Entwicklungspsychologie - auch wenn sie heute teilweise überholt sind.

Trotz aller Kritik helfen dir diese Modelle dabei, menschliche Entwicklung und Verhalten besser zu verstehen und pädagogisch angemessen zu handeln.