Helmut Fends Theorie der Schule: Gesellschaftliche und individuelle Funktionen
Helmut Fend, ein bedeutender Pädagogikprofessor (1940-heute), entwickelte eine einflussreiche Theorie der Schule, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Bildungssystem und Gesellschaft beschäftigt. Sein Kerngedanke ist, dass Schulen als Einrichtungen der Gesellschaft eine wichtige Sozialisationsinstanz darstellen.
Definition: Schule ist für moderne Gesellschaften ein unverzichtbarer und obligatorischer Teil des Bildungssystems, der allgemein oder fachspezifisch bildend wirkt.
Fend identifiziert zwei Hauptfunktionen der Schule:
- Gesellschaftliche Reproduktion
- Ausbildung der Persönlichkeit bzw. Individualität
Gesellschaftliche Funktionen von Schule nach Fend
- Qualifikationsfunktion:
- Vermittlung von Fertigkeiten und Wissen für die berufliche Laufbahn
- Erlangen von Fähigkeiten, Kenntnissen und Einstellungen für Beruf und Lebensbewältigung
Beispiel: Im Mathematikunterricht lernen Schüler nicht nur abstrakte Konzepte, sondern auch praktische Anwendungen, die in vielen Berufen relevant sind.
- Allokationsfunktion:
- Einschätzung und Benotung der erworbenen Kompetenzen
- Vorbereitung von Schülern auf bestimmte berufliche Laufbahnen
Highlight: Die Allokationsfunktion Schule hat einen selektiven Effekt in einer leistungsorientierten Gesellschaft und beeinflusst die Verteilung beschränkter Ressourcen.
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Integrationsfunktion:
- Anstreben der gesellschaftlichen Integration
- Förderung des inneren Zusammenhalts der Gesellschaft
- Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts durch Weitergabe von Normen, Werten und Weltsichten
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Legitimationsfunktion:
- Schüler stimmen dem gesellschaftlichen Regelsystem zu
- In einer Demokratie nur durch ideologiekritische Perspektive möglich
Vocabulary: Legitimationsfunktion Schule bezieht sich auf die Aufgabe der Schule, die bestehende gesellschaftliche Ordnung zu rechtfertigen und zu stabilisieren.
Individuelle Funktionen von Schule nach Fend
- Enkulturationsfunktion:
- Vermittlung von soziokulturellen Werten und Normen
- Kulturelle Teilhabe und Identitätsbildung
- Chance, die Autonomie der Person im Denken und Handeln zu stärken
Quote: "Kinder werden heimisch & bleiben im Umfeld nicht fremd" - Dies verdeutlicht die Bedeutung der Enkulturationsfunktion.
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Qualifikationsfunktion:
- Chance, Wissen und Fähigkeiten für eine selbstständige berufliche Lebensführung zu erwerben
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Allokationsfunktion:
- Potential, beruflichen Aufstieg und berufliche Stellung durch eigene Lernanstrengungen und schulische Leistungen zu bestimmen
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Integrationsfunktion:
- Stärkung der heranwachsenden Person
- Soziale Identitätsbildung und Grundlage für soziale Verantwortung
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Personalisierungsfunktion:
- Entfaltung des Subjekts im bestmöglichen Sinne seiner persönlichen Anlagen, Möglichkeiten und Befähigungen
Highlight: Die Personalisierungsfunktion zielt auf die Autonomie der Person als Ausgang und Ziel aller pädagogischen Prozesse ab.
Fend betont, dass die gesellschaftlichen Funktionen den individuellen übergeordnet sind, wobei letztere in den gesellschaftlichen aufgehen sollen. Die Gestaltung von Personalisierung und Selektion ist entscheidend für die Chancengerechtigkeit in der Gesellschaft.