Das Rollenkonzept des soziologischen Interaktionismus
Lothar Krappmann, ein bedeutender deutscher Soziologe und Pädagoge, greift in seinen Arbeiten auf das Rollenkonzept des soziologischen Interaktionismus zurück. Er stellt sich die grundlegende Frage, wie Menschen sich selbst in ihrem eigenen Interesse innerhalb einer Gesellschaft verändern und weiterentwickeln können.
Definition: Der soziologische Interaktionismus ist eine theoretische Perspektive, die die Bedeutung sozialer Interaktionen für die Entwicklung des Selbst und der Gesellschaft betont.
Krappmann baut auf der Theorie von George Herbert Mead auf, einem der Begründer des symbolischen Interaktionismus. Nach Mead besteht das menschliche Ich aus drei Komponenten:
- ME: Die Betrachtung des Individuums durch die Mitmenschen
- I: Das impulsive Ich, das spontan auf Erfahrungen reagiert
- SELF: Der Vermittler zwischen ME und I
Highlight: Krappmann erweitert Meads Modell, indem er betont, dass ME und I nicht zwangsläufig Gegensätze sein müssen. Das ME kann dem I Entfaltungsmöglichkeiten bieten.
Diese Erweiterung impliziert, dass Menschen in der Lage sind, sowohl die Erwartungen ihrer Mitmenschen zu erfüllen als auch ihre eigenen Triebimpulse auszuleben. Dies ermöglicht eine flexiblere und individuellere Identitätsentwicklung.
Example: Ein Jugendlicher kann beispielsweise die Erwartung erfüllen, in der Schule gute Leistungen zu erbringen (ME), und gleichzeitig seine Leidenschaft für Musik in einer Band ausleben (I).
Krappmann erkennt durch die Reflexion der gesellschaftlichen Bedingungen, dass Identitätsbildung nur in Gesellschaften möglich ist, die keine "totalen Institutionen" sind. Er betont auch, dass die Rollenerwartungen an Menschen oft nicht eindeutig oder widerspruchsfrei sind.
Vocabulary: Totale Institutionen sind Einrichtungen, die alle Lebensbereiche ihrer Mitglieder kontrollieren und regulieren, wie z.B. Gefängnisse oder streng geführte Internate.
Für Krappmann haben Gestik, Mimik und Sprache des Menschen eine besonders hohe Bedeutung, da sie die Verständigung über Ansprüche, Anforderungen und Wünsche ermöglichen. Menschen sind in der Lage, ständig über die geltenden und verbindlichen Anforderungen zu verhandeln.
Quote: "Für den Menschen ist es besonders wichtig, dass er sich selbst darstellen kann und auch seine eigenen [Bedürfnisse und Wünsche ausdrücken kann]."
Diese Fähigkeit zur Selbstdarstellung und Kommunikation ist entscheidend für die Entwicklung einer stabilen und flexiblen Identität in einer komplexen Gesellschaft.