Die fortgeschrittenen Stadien der kognitiven Entwicklung
Das konkret-operationale Stadium (7-12 Jahre)
In diesem Stadium machen Kinder bedeutende Fortschritte in ihrem logischen Denken:
- Sie entwickeln die Fähigkeit zur Reversibilität, d.h. sie können Operationen vollziehen und gedanklich rückgängig machen
- Ihr logisches Denken verbessert sich, sie können besser klassifizieren und vergleichen
- Sie sind in der Lage, logische Konsequenzen zu ziehen und Schlussfolgerungen zu treffen
Example: Ein Kind im konkret-operationalen Stadium kann verstehen, dass die Menge einer Flüssigkeit gleich bleibt, auch wenn sie in ein anders geformtes Glas umgegossen wird (konkret-operationales phase piaget beispiel).
Wichtige Veränderungen in diesem Stadium sind:
- Kinder beginnen, an magischem Denken zu zweifeln
- Die Fähigkeit zum reversiblen Denken entwickelt sich
Zur Förderung empfiehlt Piaget:
- Aufklärung über vorher als "magisch" wahrgenommene Phänomene
- Einsatz von Lernspielen
- Kinder ermutigen, Erklärungen zu fordern und zu geben
Das formal-operationale Stadium (ab 12 Jahren)
Dies ist das höchste Stadium der kognitiven Entwicklung nach Piaget. Jugendliche und Erwachsene in diesem Stadium können:
- Abstrakt denken und Aussagen logisch ableiten
- Bewusst Erkenntnisse vollziehen
- Mit der Wirklichkeit experimentieren
Highlight: Die Fähigkeit zum abstrakten Denken ist eine zentrale Errungenschaft des formal-operationalen Stadiums.
Wichtige Veränderungen umfassen:
- Die Möglichkeit, einzelne gelernte Aspekte zu verknüpfen
- Entwicklung der Abstraktionsfähigkeit, d.h. die Fähigkeit, Probleme ohne konkrete Vorgaben zu lösen
Zur Förderung in diesem Stadium schlägt Piaget vor:
- Herausforderungen stellen
- Loben und unterstützen
- Komplexe Denkaufgaben anbieten
Example: Ein Jugendlicher, der hypothetische Szenarien durchdenken und deren mögliche Konsequenzen ableiten kann, demonstriert formal-operationales Denken.
Piagets Spieltheorie
Piaget entwickelte auch eine Theorie über die Entwicklung des kindlichen Spiels, die eng mit seiner kognitiven Entwicklungstheorie verknüpft ist:
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Übungsspiele (sensomotorische Phase): Diese haben keine besondere Struktur und bestehen aus funktionellen Aktivitäten und stereotypen Wiederholungen, oft in Form von Bewegungsspielen.
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Symbolspiele (präoperationale Phase): Hier werden reale Vorkommnisse wiederholt und bewusst umgestaltet. Die symbolische Verarbeitung überlagert die eigentlichen Übungen.
Example: Ein typisches Beispiel für ein Symbolspiel ist das Nachahmungsspiel "Mutter-Vater-Kind".
- Regelspiele (ab konkret-operationaler Phase): Diese Spiele beinhalten festgelegte Regeln und fördern das Verständnis für soziale Normen und logisches Denken.
Piagets Theorie bietet einen umfassenden Rahmen zum Verständnis der kognitiven Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Sie betont die aktive Rolle des Kindes im Lernprozess und hat die moderne Pädagogik und Entwicklungspsychologie maßgeblich beeinflusst.